Das ist passiert: In Zermatt ist der Triftbach am Mittwochabend plötzlich über die Ufer getreten. Videos mit den eindrücklichen Bildern machten in den Sozialen Medien die Runde. Grund für die Überschwemmung war laut der Zermatter Gemeindepräsidentin Romy Biner-Hauser eine Gletschertasche oberhalb des Baches, die ausgelaufen sei. Dabei handelt es sich um einen unterirdischen Gletschersee, der sich plötzlich und unkontrolliert entleert.
Alarmsystem verhindert Schlimmeres: «Diese Erklärung ist plausibel», sagt David Volken. Der Klima- und Gletscherforscher sitzt für die CVP im Grossen Rat des Kantons Wallis. Er verweist darauf, dass der Triftbach unter ständiger Beobachtung stehe und für solche Fälle schon vor Jahren ein Warnsystem eingerichtet worden sei. «Die Behörden haben so 15 Minuten Vorlaufzeit, um die Leute in Sicherheit zu bringen und die nötigen Vorkehrungen in Zermatt zu treffen.»
Riesige Wassermengen: «Solche Gletschertaschen können mehrere Tausend oder sogar Zehntausend Kubikmeter Wasser enthalten», sagt Volken. Im vorliegenden Fall wisse er allerdings nicht genau, um wie viel Wasser es sich handle, da er keinen Augenschein vor Ort habe nehmen können. Ein Gletschersee-Ausbruch sei tatsächlich nicht voraussehbar. Klar sei allerdings, dass angesichts der steigenden Temperaturen und zunehmenden Hitzewellen die Gletscher schneller schmelzen und dadurch solche Ereignisse in den kommenden Jahren zunehmen werden.
Hitze setzt den Gletschern zu: In den vergangenen Tagen lag die Nullgradgrenze auf rund 5000 Metern. Dadurch liegen die Temperaturen auch auf Höhe der Gletscher im positiven Bereich, ihr Eis schmilzt. «Letzte Nacht betrug die Temperatur auf dem Gornergrat oberhalb Zermatt auf gut 3100 Meter zehn Grad», betont Volken. In der derzeit herrschenden Hitzewelle gefriere es auf Höhe der Gletscher nicht einmal mehr in der Nacht. Die Folge: Eis schmilzt, es bildet sich Wasser, das sich oft unterirdisch ansammelt und früher oder später einen Weg ins Tal findet.