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Anlegen bei Postfinance wird teurer
Aus Espresso vom 05.05.2022. Bild: Keystone/Gaetan Bally
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Höhere Gebühren Postfinance bietet nur noch aktiv verwaltete Vorsorge-Fonds an

Teurer Strategiewechsel: Neu gibt es nur noch aktiv verwaltete 3a-Vorsorge-Fonds. Das verärgert Kunden.

Eine «Espresso»-Hörerin versteht die Welt nicht mehr: «Ich habe seit Jahren meine 3. Säule bei der Postfinance bewusst in passiv verwaltete Fonds angelegt, weil die Kosten tiefer sind. Nun schreibt mir die Postfinance, dass sie alle Vorsorge-Fonds in aktiv verwaltete umwandelt.» Ein anderer Hörer ärgert sich ebenfalls: «Postfinance optimiert so den Profit durch den aktiven Fond und verkauft es dem Kunden als Mehrwert. Unter dem Strich verteuert sich mein Fond um fast 30 Prozent.»

Der Unterschied zwischen aktiv und passiv verwalteten Fonds

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Ein Aktien-Fonds ist vereinfacht gesagt ein Korb mit verschiedenen Aktien drin. Diese Aktien-Fonds können auf zwei verschiedene Arten verwaltet werden: Aktiv und passiv. Bei aktiv verwalteten Fonds kaufen und verkaufen Fondsmanager aus Fleisch und Blut verschiedene Aktien und versuchen so, einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen. Passiv verwaltete Fonds wiederum sind an einen Index (z.B. SMI) gekoppelt ohne Fondsmanager im Hintergrund. Damit sind sie einiges günstiger als aktiv verwaltete Fonds.

Fragwürdiger Strategiewechsel

Bisher hatte die Postfinance vier passive 3a-Vorsorgefonds im Sortiment. Diese werden per Mitte Mai in aktiv gemanagte Vorsorge-Fonds umgewandelt, heisst es im Informationsschreiben der Postfinance. Dieser Strategiewechsel erstaunt, empfehlen doch Finanzexperten seit Jahren, in passiv verwaltete Fonds zu investieren, weil aktive Fonds nach Abzug der Gebühren kaum besser abschneiden als passive.

Verschiedene Studien zeigen, dass aktive Fonds zwar eine höhere Rendite haben können als passive. Nach Abzug der Kosten allerdings schneiden passive Fonds besser ab als aktive.
Autor: Andreas Dietrich Finanz-Professor an der Hochschule Luzern

Diese Empfehlung sei immer noch richtig, sagt Andreas Dietrich, Finanz-Professor an der Hochschule Luzern: «Verschiedene Studien haben das untersucht und es zeigt sich, dass aktive Fonds zwar eine höhere Rendite haben können als passive. Nach Abzug der Kosten allerdings schneiden passive Fonds besser ab als aktive.» Auch Benjamin Manz vom Vergleichsdienst Moneyland findet, die Strategie der Postfinance stehe quer in der Landschaft: «Es hat sich gezeigt, dass aktive Fonds teurer sind und bei der Performance nicht besser abschneiden als passiv verwaltete Fonds.»

Bei einem aktiven Fonds ist es möglich, dass die Fondsmanager den Index übertreffen und so eine höhere Rendite erzielen können.
Autor: Richard Pfister Postfinance-Sprecher

Postfinance-Sprecher Richard Pfister hält dagegen: Postfinance habe sich für den Strategiewechsel entschieden habe, weil man überzeugt sei, dass Kundinnen und Kunden mit aktiv verwalteten Fonds mehr Gewinn machen könnten: «Bei einem aktiven Fonds ist es möglich, dass die Fondsmanager den Index übertreffen und so eine höhere Rendite erzielen können.» Allerdings eine Garantie dafür gibt es nicht.

Höhere Gebühren fressen Gewinn weg

Das Problem sei, dass die höheren Gebühren der aktiven Fonds einen grossen Teil des Gewinns wieder wegfressen würden, so Benjamin Manz vom Vergleichsdienst Moneyland: «Zudem sind die Gebühren der aktiven Vorsorge-Fonds von Postfinance mit bis zu 1.27 Prozent im Vergleich mit anderen Banken leicht teurer.» Dies habe ein Vergleich gezeigt.

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Im Werbeprospekt schreibt Postfinance, dass die aktiv verwalteten Fonds auch sozialer und nachhaltiger würden. Dies sei ein Kundenbedürfnis.
Allerdings: Könnte nicht viel mehr das Bedürfnis von Postfinance dahinterstecken, mit den aktiven Vorsorge-Fonds dank höheren Gebühren mehr Geld zu verdienen?

«Vogel-friss-oder-stirb»-Haltung

Finanzprofessor Andreas Dietrich kritisiert zudem, dass die Kunden keine Wahl haben zwischen aktiven und passiven Fonds. Eine «Vogel-friss-oder-stirb»-Haltung, welche sicher nicht nur «Espresso»-Hörern sauer aufstösst. Denn wer mit dem Strategiewechsel nicht einverstanden ist, dem bleibt nichts anderes übrig, als seine Vorsorge-Fonds zu verkaufen, bestätigt Postfinance-Sprecher Richard Pfister.

Bei der Suche nach einer Alternative lohnt es sich, auch Vorsorge-Apps wie Frankly, Viac oder Descartes Vorsorge zu prüfen. Dort sind die Gebühren viel tiefer als bei den klassischen Finanzinstituten.

Espresso, 5.5.2022, 08:13 Uhr

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