«Mit Edelsteinen wurde das Spielen einfacher», erklärt die zwölfjährige Schülerin. Doch das Spielgeld war nicht gratis. Die Schülerin mag Wölfe. Weil das Spiel bereits ab zwölf Jahren freigegeben ist und nicht gewalttätig erschien, eröffnete ihr Grossvater Angelo T. mit seiner Kreditkarte ein Google-Konto und lud das Spiel herunter. Die wenigen Informationen zu den möglichen In-App-Käufen wurden erst ganz unten – nach den Bewertungen – aufgeführt. Das übersah der Grossvater: «Da stand nichts zu den Kosten. Nur, dass die Installation gratis ist.»
6000 Franken weg
Plötzlich – im letzten Juni – konnte Angelo T. mit seiner Kreditkarte nichts mehr bezahlen. «Ich stellte dann fest, dass auf der Abrechnung immer Google erscheint und das Spiel, das unsere Enkelin spielt.» An einem einzigen Tag im Juni wurden zwanzig Mal hundert Franken belastet. Insgesamt 6000 Franken kostete den Grossvater die In-App-Käufe im Spiel «The Wolf». Angelo T. dachte zuerst, das sei ein Fehler von Google und schrieb mehrmals an den Techgiganten. Doch er bekam nur Standartantworten.
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Anreiz zum Geld ausgeben
So funktionieren praktisch alle Mobile-Games, weiss Guido Berger, Leiter Digital bei SRF: Sie sind zwar gratis, verführen Spielende aber dazu, Geld auszugeben. Guido Berger zeigt, wie bereits zu Beginn des Spiels Kasse gemacht wird: «Ich habe genau zwei Wölfe zur Auswahl, einen grauen und einen roten. Der rosarote Wolf kostet 14'000 Juwelen. Wenn ich jetzt schon 14'000 Juwelen will, dann muss ich dafür hundert Franken ausgeben.»
Im Spielrausch seien sich Kinder zudem nicht bewusst, dass sie mit In-App-Käufen Geld ausgeben, kritisiert Digital-Experte Guido Berger: «Damit das Game vorwärts geht, muss ich Edelsteine kaufen. Wie viel das in Franken wert ist, ist kompliziert umzurechnen. Absichtlich kompliziert.» Das sei schon für Erwachsene schwierig nachzuvollziehen, weiss Berger, und für Kinder noch mehr.
Unbegrenzte In-App-Käufe
In-App-Spiele sind ein lukratives, stets wachsendes Geschäft. Sie sorgen mittlerweile für einen weltweiten Umsatz von fast hundert Milliarden Franken. Mobile-Games werden über Plattformen wie Google Play oder Apple Store angeboten. Rund ein Drittel der Einnahmen geht an die Plattformbetreiber. Sie verdienen also kräftig mit. Auch Spiele, die explizit für kleine Kinder konzipiert und empfohlen werden, verlocken zu unbegrenzten In-App-Käufen.
Sara Stalder vom Konsumentenschutz
Kinder können nur über Taschengeld verfügen
Für Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz sind In-App-Verkäufe an Minderjährige eigentlich widerrechtlich. Selbst dann, wenn Erziehungsberechtigte zuvor beim Herunterladen eine Kreditkarte hinterlegt haben. «Das Gesetz sagt, Kinder dürfen nur solche Verträge abschliessen, die im Umfang ihres Taschengeldes sind. Und das geht oft deutlich darüber hinaus.»
Angelo T. versuchte die 6000 Franken der In-App-Käufe zurückzubekommen. Doch Spieleanbieter Google oder der Game-Hersteller Swift reagierten nicht einmal, und seine Kreditkartenfirma Swisscard kam ihm nicht entgegen. Das wurmt den Grossvater: «Bei diesen hohen Kosten erwarte ich, dass dies auch transparent angeschrieben wird.»