Mitten in der Berner Gemeinde Zollikofen werden Nachrichten auf Ukrainisch gemacht. Der kleine Fernsehsender Diaspora-TV bereitet neutrale Informationen für Migrantinnen und Migranten auf – bisher in 16 Sprachen.
Ukrainisch als siebzehnte hinzuzufügen, ist für Sender-Chef Mark Bamidele-Emmanuel ein logischer Entscheid. Es sei wichtig, dass Flüchtlinge bei ihrer Ankunft so informiert werden, dass sie es verstehen. Also in ihrer eigenen Sprache, so Bamidele-Emmanuel aus Nigeria.
Deshalb sollen sich nun Ukrainerinnen in Bern treffen und sich über ihre Erfahrungen in der Schweiz austauschen. Wertvolle Tipps und Ratschläge werden online übertragen. Schwerpunkte sind Informationen zu Integration, Gesundheit und dem politischen System der Schweiz. Es geht dabei um praktische Probleme – ausdrücklich nicht um Politik.
Die Schweiz auf Ukrainisch erklärt
Am Sonntagnachmittag fand die erste Produktion des ukrainischen Diskussionsforums statt. Moderiert wurde sie von Uliana Pereskotska. Die 29-Jährige lebt bereits seit drei Jahren in der Schweiz und ist ehemalige Kriegsreporterin. «Ich weiss genau, wie es sich anfühlt, wenn man bombardiert wird und wie es Flüchtlingen geht, wenn sie in die Schweiz kommen», sagt die Moderatorin.
Olena Vynogradova lebt seit vier Jahren in Genf und arbeitet für die Ukrainische Anwaltskammer. Sie setzt sich aktiv für die Ukraine ein und weiss, worauf es beim Start in der Schweiz ankommt. Das Wichtigste sei, die Menschen willkommen zu heissen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie nicht alleine sind.
So nehmen sie die Schweiz wahr
In der Talksendung tauschen sich jedoch nicht nur erfahrene Journalistinnen aus. Einige Ukrainerinnen sind erst vor wenigen Tagen angekommen, wie die 29-jährige Anja Ivanova. «Ich möchte der Schweiz danken für alles, was sie für Flüchtlinge macht. Obwohl ich es eigentlich nicht mag, so genannt zu werden. Weil das sich so anhört, als hätte ich kein Zuhause. Aber das habe ich doch», sagt die Sozialarbeiterin.
Ich möchte der Schweiz danken, für alles, was sie für Flüchtlinge macht. Obwohl ich es eigentlich nicht mag, so genannt zu werden. Weil das sich so anhört, als hätte ich kein Zuhause. Aber das habe ich doch.
Evelina Komernezkas erster Eindruck der Schweiz: «Es ist ruhig, sicher und entspannt». Das reiche, um etwas Neues zu starten. Zumindest so lange der Krieg in ihrer Heimat andauere, sagt die 22-jährige Studentin, die seit fünf Tagen in der Schweiz ist. Sie war an der Universität Kiew kurz vor ihrem Studienabschluss als Anwältin. Nun darf sie an der Universität Zürich weiterstudieren.
Liliya Lisnycha kam ursprünglich für einen Besuch in die Schweiz. Seit dem Kriegsausbruch kann sie jedoch nicht mehr nach Hause. Ihren ganzen Besitz, aber vor allem ihre Familie, hat sie zurückgelassen.