- Ein US-Sender hat ein Interview von Prinz Harry und seiner Frau Herzogin Meghan mit der Talkmasterin Oprah Winfrey ausgestrahlt.
- Darin gab das Paar eine Breitseite gegen die Medien ab und sparte nicht mit Kritik am Königshaus – dessen Unterstützung gerade im Hinblick auf die Presse ausgeblieben sei.
- Im Vorfeld befürchtete persönlichen Angriffe gegen Royals gab es jedoch weitgehend keine.
Prinz Harry hat mangelnde Unterstützung der Königsfamilie im Umgang mit rassistischen Angriffen auf seine Frau Meghan kritisiert. Dutzende Parlamentarier hätten den «kolonialen Unterton» in Artikeln über Meghan gerügt, sagte Harry in einem am Sonntagabend (Ortszeit) ausgestrahlten Interview mit dem US-Sender CBS.
Aber von seiner Familie habe sich nie jemand zu Wort gemeldet. «Das hat weh getan», sagte der Enkel von Königin Elizabeth II.
Geben und Nehmen zwischen Palast und Presse
Harry zeigte andererseits aber auch Verständnis für die Haltung. Er wisse, wie viel Angst sie hätten, dass sich die öffentliche Meinung aufgrund der Berichterstattung der britischen Boulevardpresse gegen sie drehe. Es gebe einen ungeschriebenen Vertrag zwischen den Royals und der Boulevardpresse. Die Journalisten erhielten Zugang, der Palast bekomme gute Presse.
Ich wollte einfach nicht mehr am Leben sein.
Das Paar warf den Medien vor, Rassismus angestachelt zu haben. «Sie haben von Beginn unserer Beziehung an angegriffen und so sehr zum Rassismus aufgewiegelt, deshalb hat sich unser Risiko verändert», sagte Meghan. «Es war nicht nur verrückter Klatsch.» Es habe das Ausmass der Morddrohungen gegen sie verändert.
Rassismus auch von der Familie erfahren
Rassismus hat das Paar – so weit ging die Kritik am Königshaus dann doch – nach eigenen Worten auch von der engeren Familie erfahren. Als sie mit Söhnchen Archie schwanger war, habe es Bedenken gegeben, «wie dunkel seine Haut sein könnte, wenn er geboren wird», sagte Meghan. Während sie alle anderen Fragen offen beantworteten, schwiegen sich die Eheleute hier aber über die Details aus.
Das Paar bemühte sich abermals sichtlich, nicht alle Brücken einzureissen. Harry nannte seine Grossmutter, die Queen, als Vorbild. Meghan lobte ihre Schwägerin, Prinz Williams Ehefrau Kate, als «gute Person» und widersprach damit Berichten über einen Bruch. Und auch mit seinem Bruder William hofft Harry auf eine Versöhnung. «Zeit heilt alle Wunden, hoffentlich», sagte er
Nur seinen Vater Charles kritisierte der Prinz. «Ich werde ihn immer lieben, aber es gab sehr viele Kränkungen.» Er fühle sich im Stich gelassen, obwohl der Thronfolger ihn doch eigentlich verstehen müsse – eine klare Anspielung auf die Turbulenzen um seine Mutter Prinzessin Diana, die 1997 auf der Flucht vor Paparazzi bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.
Meine grösste Sorge war, dass sich die Geschichte wiederholt.
Angeheizte Stimmung
Mit grossem Trommelfeuer hatte der US-Sender CBS das von Oprah Winfrey geführte Interview beworben und mit mehreren Clips die Stimmung angeheizt. Schon vor der Ausstrahlung wirkte die Stimmung zwischen dem Paar, das vor rund einem Jahr mit Archie in Meghans Heimat USA ausgewandert war, und dem Palast vergiftet. Zwar äusserten sich Queen und Co. nicht zu dem Interview und gingen demonstrativ ihren täglichen Pflichten nach. Doch in der britischen Öffentlichkeit gerieten Meghan und Harry schwer unter Beschuss.
Das am Sonntagabend (Ortszeit) zur besten US-Sendezeit ausgestrahlte Gespräch war das erste Interview von Meghan und Harry, seitdem das Paar seine royalen Pflichten aufgegeben hatte.