Karl Lagerfeld
- Der deutsche Modeschöpfer Karl Lagerfeld ist mit 85 Jahren gestorben.
- Das teilte Chanel am Dienstag in Lagerfelds Geburtsstadt Hamburg mit.
- Gestern Abend sei der Modeschöpfer notfallmässig ins Spital eingeliefert worden.
- Die Todesursache ist noch nicht bekannt.
Weisser Pferdeschwanz, Sonnenbrille, hoher Hemdkragen und fingerlose Handschuhe – Karl Lagerfeld ist mit seinem aristokratischen Look zur Ikone der Modeindustrie geworden.
Der letzte verbliebene Modezar
Zuletzt fehlte er genau da, wo er jedes Mal frenetisch gefeiert wurde – auf dem Laufsteg zum Finale einer Chanel-Show. Die offizielle Begründung: Lagerfeld habe sich müde gefühlt.
In Paris, wo er nach dem Tod von Modeschöpfer Yves Saint-Laurent der letzte noch verbliebene Modezar war, war die Sorge gross. Erst im November hatte er noch die berühmte Festtagsbeleuchtung auf der Pariser Prachtmeile Champs-Élysées eingeweiht.
Ein halbes Jahrhundert für die Mode
In den 50er Jahren steigt Karl Lagerfeld ins Modegeschäft ein. 1963 wird er künstlerischer Direktor des Labels Chloé. 1974 gründet er sein eigenes Unternehmen. 1983 gelingt Lagerfeld sein grösster Karriereschritt: Er wird künstlerischer Direktor von Chanel. Chanel und Lagerfeld werden fortan in einem Atemzug genannt.
Karl Lagerfelds Leben in Bildern
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Bild 1 von 9. Mehr als 50 Jahre prägte der Wahlfranzose Karl Lagerfeld die Modewelt. Jetzt ist er im Alter von etwa 85 Jahren gestorben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 9. Mitte der 1950er Jahre gewann Lagerfeld in Paris einen Preis im Wettbewerb des Internationalen Wollsekretariats (IWS) für ein Mantelmodell und bekam daraufhin eine Stelle bei Pierre Balmain. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 9. Bald war der gebürtige Hamburger für verschiedene Modehäuser tätig, darunter auch für den Italiener Fendi. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 9. Seit 1983 leitete er die kreativen Geschicke von Chanel. Auf diesem Bild lässt er sich 1993 an der Herbst-Winter-Modenschau in Paris von seinen Models feiern. Links im Hintergrund sieht man ... Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 9. ... seine Muse, das deutsche Topmodel Claudia Schiffer. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 9. Generell lief in Lagerfelds Shows die Crème de la Crème der damaligen Supermodels, wie etwa Nadja Auermann (l.) und Naomi Campbell (2.v.r.). Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 9. Der Modezar im Jahr 2017 mit Lily-Rose Depp, Model und Tochter des US-Schauspielers Johnny Depp. Mit seinen «seismographischen» Fähigkeiten entdeckte er nicht nur Claudia Schiffer, sondern auch andere künftige Topmodels. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 9. Mindestens ebenso wichtig wie die Haute Couture war dem Modeschöpfer seine Katze Choupette, die einen eigenen Twitter-Account besitzt und bereits auf dem Cover der deutschen «Vogue» zu sehen war. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 9. Karl Lagerfeld mit der amerikanischen «Vogue»-Chefin Anna Wintour. Der Verstorbene hinterlässt ein milliardenschweres Modeerbe. Bildquelle: Keystone.
Doch der Designer nimmt seine Bedeutung für die Marke nicht so wichtig: «Es geht um das Label, ich als Designer bin nicht so wichtig. Die Geschichte von Chanel ist wie eine Perlenkette – ich bin nur eine der Perlen», sagte Lagerfeld 2005 in einem Interview.
Noch länger entwarf er Damenmode für das italienische Haus Fendi. Zudem brachte er regelmässig Mode unter seinem eigenen Namen heraus. Von 1980 bis 1984 war Lagerfeld zudem als erster Modeschöpfer einer langen Reihe bekannter Namen Gastprofessor der Modeklasse an der Universität für angewandte Kunst in Wien.
Jogginghosen und alte Schildkröten
Legendär waren Lagerfelds Aussprüche. Über seine Haut sagte er: «Ich gehe nicht mehr in die Sonne. Schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Ich will nicht aussehen wie eine alte Schildkröte.» Über seine Ausbildung sagte der Besitzer von 300 000 Büchern: «Ich habe ja im Grunde nie etwas gelernt. Ich habe nicht einmal Abitur gemacht und nix.» Vernichtend war das Urteil des Modezaren über Freizeitkleidung: «Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.»
Das Mode-Schwergewicht
In Claudia Schiffer findet Lagerfeld seine grosse Muse. Jahrelang sind das Model und der Designer im Modebusiness ein unzertrennliches Paar.
Doch neben dem beruflichen Erfolg muss Lagerfeld in seinem Privatleben auch mit Schicksalsschlägen kämpfen: 1989 stirbt sein Lebenspartner Jacques de Bascher an Aids.
In der Folge nimmt Lagerfeld stetig zu – bis er im Jahr 2000 zu einer radikalen Diät ansetzt. Innerhalb von 13 Monaten nimmt er über 40 Kilogramm ab. Von da an präsentiert er sich äusserst dürr und sorgt immer mal wieder mit Bemerkungen über magersüchtige Models für Negativschlagzeilen.
Der Karriere schadet dies aber nicht. Karl Lagerfeld, der um sein Alter immer ein Geheimnis machte, gilt bis zu seinem Tod als einer der bedeutendsten Modeschöpfern überhaupt und wird aufgrund seines stilbildenden Einflusses auf die internationale Modewelt «König Karl» oder «Modezar» genannt.