Herzlich willkommen im «Silo 8» – dem Altersheim der Zukunft: Beim Check-in werden die Rechnungsadressen an- und die Erinnerungen abgegeben, denn für Sentimentalitäten ist hier kein Platz, die Effizienz regiert.
Das Stück «Silo 8» des Freilichttheaters Karl’s Kühne Gassenschau spielt sich in einem Pflegeheim ab, in dem die Tagesabläufe sämtlicher Bewohnerinnen und Bewohner vollautomatisiert, strikt durchgetaktet und überwacht sind – von nur einer einzigen Pflegefachkraft.
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Bild 1 von 6. Seit ihrem Anfang 1984 verpasst Karl’s Kühne Gassenschau ihren wilden Shows eine unverkennbare Handschrift. Bildquelle: KEYSTONE/Jean Christophe Bott.
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Bild 2 von 6. Sie zeigen eine Mischung aus Theater, Akrobatik und Techno-Show. Bildquelle: KEYSTONE/Jean Christophe Bott.
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Bild 3 von 6. Ihr Stück «Silo 8», über ein Altersheim der Zukunft, feierte 2006 Premiere in Winterthur. Bildquelle: KEYSTONE/Jean Christophe Bott.
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Bild 4 von 6. Von 2008 bis 2010 wurde es in Olten gespielt. Bildquelle: KEYSTONE/Jean Christophe Bott.
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Bild 5 von 6. In dieser Zeit besuchten über eine halbe Million Menschen die Vorstellung. Bildquelle: KEYSTONE/Jean Christophe Bott.
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Bild 6 von 6. Nun bringen die «Kühnen» die Neuauflage von «Silo 8» in Olten auf die Bühne – und treffen mit dem Stück den Nerv der Zeit. Bildquelle: KEYSTONE/Jean Christophe Bott.
Altes Stück mit modernem Schliff
«Silo 8» wurde vor 16 Jahren zum ersten Mal aufgeführt. Der Neuauflage haben die Macher Paul Weilenmann und Brigitt Maag lediglich durch feine Abänderungen einen modernen Schliff verpasst. So wird der böse Heimleiter Dr. Wolf mittlerweile etwa von einer Frau verkörpert.
Auch betreffend Aktualität hinkt das 16 Jahre alte Stück nicht hinterher – im Gegenteil, sagt Brigitt Maag: «Wie wird man alt, wer gibt einem dann die Hilfe, wenn man sie braucht und wer bezahlt das alles? Solche Fragen werden uns wohl auch in 20 Jahren noch beschäftigen.»
Wie wird man alt, wer gibt einem dann die Hilfe, wenn man sich braucht und wer bezahlt das alles? Solche Fragen werden uns wohl auch in 20 Jahren noch beschäftigen.
Auch durch die Corona-Pandemie habe das Stück eine neue Wirkung auf das Publikum, ergänzt Paul Weilenmann: «Wir merken, dass die Leute auf bestimmte Szenen anders reagieren als früher, zum Beispiel wenn man seine Angehörigen nicht besuchen kann.»
Eine Neuauflage, die gefordert wurde
Heute, wie auch vor 16 Jahren, stehen Brigitt Maag und Paul Weilenmann aus dem Gründungsteam von Karl's Kühne Gassenschau selbst auf der Bühne. Sie fliegen zur Freude des Publikums im Nachthemd durch die Waschanlage und tanzen Rock’n’Roll. Überdreht und witzig, poetisch und gefühlvoll erzählt das Stück vom Leben im auf Effizienz getrimmten Altersheim der Zukunft: Dem «Silo 8».
Wir wollten noch einmal die Alten spielen, bevor uns die Realität einholt.
Zur Neuauflage gekommen sei es aufgrund der hohen Nachfrage – aber auch weil es Brigitt Maag und Paul Weilenmann einfach juckte: «Wir wollten nochmal die Alten spielen, bevor uns die Realität einholt und wir tatsächlich zu alt dafür sind.»
Karl’s Kühne Gassenschau ist mit «Silo 8» noch bis am 13. August in Olten zu sehen.