Die meisten der rund 5000 Kirchen sind noch nicht digital – aber es werden immer mehr. Jene von Regensdorf gehört dazu. Sie hat eine Gebäudevernetzung mit digitaler Steuerung der Glockenschläge. Wie das funktioniert, demonstriert mir Jean-Paul Ebinger von der reformierten Kirchgemeinde.
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Bild 1 von 23. Die Glockensteuerung auf dem Tablet. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 2 von 23. Das Herz der digitalen Glockensteuerung im ehemaligen Kleiderschrank des Pfarrzimmers. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 3 von 23. Jetzt aber ab nach oben. Hoch in den Glockenturm: Über viele Treppen musst du gehn'! Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 4 von 23. Jean-Paul Ebinger mit der ehemaligen Glockensteuerung. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 5 von 23. Analoges Räderwerk. Die ehemalige Glockensteuerung. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 6 von 23. Uhr im Kasten: Das Räderwerk, das die Turmuhr antreibt. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 7 von 23. Analoges Relikt, sauber gewartet: Die Turmuhr. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 8 von 23. Mechanik für die Turmuhr: So werden die Zeiger angetrieben. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 9 von 23. Jean-Paul Ebinger öffnet den Steuerungskasten eine Ebene unter den Glocken. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 10 von 23. Steuerungen, Relais, Sicherungen und Netzwerkkabel. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 11 von 23. Nostalgie. Nicht beachten! Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 12 von 23. Selfie im Glockenturm. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 13 von 23. Jean-Paul Ebinger vor der Grössten der vier Glocken: «Wenn die jetzt käme, wäre ich mause!». Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 14 von 23. Im Kirchenturm trifft Handwerkskunst auf digitale Elektronik. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 15 von 23. Wuchtiges Schwing-Instrument: Eine der vier Glocken im Regensdorfer Kirchenturm. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 16 von 23. Linearmotor treibt Glocke an. Das Prinzip kennen wir von den Katapult-Achterbahnen. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 17 von 23. Der Hammer, der die Stundenschläge erzeugt. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 18 von 23. Ein Sensor, der merkt, wenn die Glocke an die Turmwand zu schlagen droht. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 19 von 23. Schäden aus analoger Zeit, als die Glocke manchmal an der Turmwand anschlug. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 20 von 23. Wieder unten. Im Pfarr-Zimmer. Jean-Paul Ebinger lässt mit dem Tablet Glocke 2 erklingen. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 21 von 23. Mächtig! Jean-Paul Ebinger löst Glocke 2 aus. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 22 von 23. Glocken läuten per Agenda. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 23 von 23. Alles bereit für Weihnachten: Die Geläute sind schon heute programmiert. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
Ich steige mit ihm im Kirchturm eine Holztreppe hinauf zum ersten Zwischenboden. Hier hängen vier Seile von der Decke. Ein analoges Backup.
Wenn die Glockensteuerung ausfallen sollte, können Helfer von Hand die Glocken zum Schwingen bringen. Jean-Paul Ebinger weist auf Klebe-Bänder an den Seilen hin, etwas unterhalb des Loches, durch das die Seile nach oben führen.
Es sind Begrenzungs-Markierungen. Wenn eine Markierung im Deckenloch zu verschwinden droht, weiss der Glöckner, dass die Glocke zu stark ausschwingt und die Mauer der Kirchturmuhr beschädigen kann.
Dass das in der Vergangenheit passiert ist, beweisen Dellen im Turm. Jean-Paul Ebinger will mir die Schäden zeigen, «wenn wir oben sind».
Analoges Räderwerk
Nach einer weiteren knarrenden Holztreppe sind wir auf dem zweiten «Bödeli» angelangt. Hier steht ein Holzkasten, darin drehen Zahnräder: Der Antrieb für die Kirchturmuhr. Über Metallstangen wandert die Kraft durch den Turm nach oben bis zu den Zeigern. Analog – aber auf die Sekunde genau. Die Uhrzeit wird digital über das Netz synchronisiert.
Jean-Paul Ebinger zeigt mir die alte Glockensteuerung, die auf dem Kasten liegt. Sie besteht aus mehreren Scheiben. Jede Scheibe ist in verschiedene Zeitdimensionen eingeteilt, Monate, Tage, Stunden. Mit kleinen Klammern konnte man am Rand der Räder das Glockengeläut «programmieren», so, wie wir es von mechanischen Haushalts-Zeitschaltuhren kennen.
Digitale Steuerungen sind flexibler. Dank ihrer Vernetzung kann das Sekretariat der Kirchgemeinde im Event-Kalender heute eine Beerdigung eintragen, die in drei Tagen stattfindet – das Geläut dazu wird automatisch programmiert.
Glocke mit Quetsch-Gefahr
Auf der dritten Zwischenebene erhält die Steuerung ein Gesicht. Ein Metallschrank mit elektronischen Schaltern, Sicherungen und kleinen Computern.
Nun wird es eng. Damit auch ich oben im Glockenturm Platz habe, zwängt sich Jean-Paul Ebinger in die Lücke zwischen Turmwand und der grössten Glocke. Sie ist 800 Kilogramm schwer.
«Wenn die jetzt käme, wäre ich mausetot!»
Er zeigt auf die Sensoren, die den Ausschlagswinkel jeder Glocke überwachen, damit eben nicht wie früher die Glocken Dellen in die Turmwand schlagen.
Dazu übermitteln die Sensoren die Werte an die digitale Steuerung, die dadurch die linearen Magnet-Motoren feinfühlig regulieren kann.
Die Steuerung im Kleiderschrank
Unten im Pfarrzimmer öffnet Jean-Paul Ebinger den ehemaligen Kleiderschrank. Hier schlägt das Herz der digitalen Glockensteuerung: Ein Server. Daneben liegen kleine Boxen, ein Router – und viele Kabel, Ethernet und Glasfaser. Jean-Paul Ebinger nimmt das Tablet in die Hand, das auf dem kleinen Tisch nebenan liegt.
«Dann lassen wir mal Glocke 2 läuten!»
Jean-Paul Ebinger drückt auf ein Symbol, wir warten ein paar Sekunden – und dann höre ich ganz leise die Glocke, von weit oben, dort, wo wir gerade eben noch waren.
Ein magischer Moment!