Das Ziel ist klimafreundliches Fliegen. Der Weg dorthin ist vielfältig. Themen wie Klimawandel oder Umweltschutz schaffen einen Innovationsdruck in der gesamten Branche. Viele Unternehmen versuchen aktuell, elektrische Flug-Taxis zu entwickeln. Flugdrohnen, mit denen sich Passagiere autonom in einem urbanen Gebiet bewegen können.
Eines der berühmtesten Beispiele kommt aus Bayern. Die Firma Lilium beschäftigt bereits 350 Mitarbeiter und wird unter anderem vom chinesischen Internetkonzern Tencent finanziert. Kippbare Jet-Motoren ermöglichen senkrechte Starts und Landungen. Erste unbemannte Flugtests waren erfolgreich. Der kommerzielle Flugbetrieb soll nach eigenen Angaben in fünf Jahren starten.
Elektrische Passagier-Flugzeuge
Es gibt aber auch Forscher, die sich direkt an grosse Passagier-Flugzeuge wagen. So will etwa die Billig-Airline Easyjet als Pionierin vorangehen und ein elektrisches Flugzeug für 186 Passagiere realisieren. In einem ersten Schritt setzen Forscher auf ein Hybrid-Antriebsystem, welches Kurzstreckenflüge ermöglichen soll – beispielsweise von London nach Amsterdam. Ziel ist, dass das Elektro-Flugzeug im Jahr 2030 abhebt.
Easyjet kooperiert seit zwei Jahren mit dem Start-up Wright Electric, welches die Entwicklung vorantreibt. Zehn Angestellte arbeiten in Albany im Bundesstaat New York an Motordesign, Wartung, Flügeldesign und Aerodynamik.
Gegenüber SRF erzählt Geschäftsführer Jeff Engler, wie der Betrieb des Elektro-Fliegers gelingen soll: «Unsere Idee ist es, die Batterien einfach auszutauschen. Die Batterien kommen aus dem Flugzeug, werden in einer separaten Einrichtung im Flughafen aufgeladen und gelangen dann zurück ins Flugzeug.»
Herausforderung Batterien
Die grösste Herausforderung sei dabei das Gewicht der Batterien, sagt Engler. Heutige Batterien sind im Vergleich zum Flugzeugtank um ein Vielfaches schwerer. Solange sich dies nicht ändert, lohne sich elektrische Fliegerei nicht. Auch Wright Electric muss auf geeignete Akkus warten. Zudem hofft Engler, dass zukünftige Batterien nachhaltig produziert werden können.
Sollten alle Probleme gelöst werden, versprechen sich die Entwickler Einsparungen von 30 Prozent beim Ausstoss von Kohlenstoffdioxid. Der Lärm soll sogar um die Hälfte gesenkt werden. Das Entwickler-Team beabsichtigt im Jahr 2021 erste Bodentests ihres Motors durchzuführen.
Abheben in zehn Jahren
Auch grosse Namen wie Airbus treiben die Entwicklung eines elektrischen Antriebs voran. Der Flugzeug-Hersteller verfolgt gleich mehrere Projekte. Das vielversprechendste Projekt heisst E-Fan-X, welches Airbus zusammen mit Siemens und dem Triebwerkhersteller Rolls-Royce initiiert hat. Die Airbus-Forscher wollen nächstes Jahr bei einem Test-Jet einzelne Düsen durch einen Elektromotor ersetzen. Das kommerzielle Hybrid-Flugzeug soll ebenfalls in zehn Jahren abheben.
Es ist schwierig zu beurteilen, welche Projekte tatsächlich Realität werden könnten – und welche lediglich zu Marketing-Zwecken dienen. Jeff Engler von Wright Electric sagt: «Diese Pläne sind durchaus realistisch. Die Technologie entwickelt sich rasant, die Nachfrage der Kunden ist enorm und wir sehen eine Zukunft für nachhaltige Luftfahrt.» Die Batterietechnologie setzt allerdings auf absehbare Zeit noch enge Grenzen.
«10vor10» 21.50 Uhr 20.2.2020