Bis vor kurzem stand der Game-Markt in China still. Seit März sind keine neuen Games herausgekommen, was der chinesischen Game-Industrie grosse Einbussen bescherte. Nun hat ein neues «Ethik-Komitee für Online Games» zwanzig Online-Multiplayer-Games überprüft, mit dem Resultat: Elf müssen nachgebessert werden, bevor sie erscheinen dürfen, die restlichen neun sind verboten. Zuerst war nicht klar, um welche Titel es sich handelte, bis im Internet eine inoffizielle Liste auftauchte.
Laut dieser Liste gehören zwei Games zu den verbotenen Titeln, die weltweit äusserst beliebt sind und Millionen spielen: «Fortnite» (Epic) und «PlayerUnknown's Battlegrounds» (Bluehole). Andere Klassiker müssen nachbessern, Titel wie «Diablo», «World of Warcraft» und «Overwatch» (alle von Blizzard) sowie «League of Legends» (Riot). Letztere beide sind in China ebenfalls sehr beliebte E-Sport-Titel.
Zu freizügige Frauen und Geschichtsverfälschung
In China werden bereits andere Medien zensiert oder verboten, etwa Filme, Bücher und TV-Serien. Die geprüften Games werden nun nach ähnlichen Kriterien beurteilt: Zu freizügige Frauen, Geschichtsverfälschung, Blut, Gemetzel und unharmonische Chaträume sind alles aufgeführte Gründe. Letzteres bezieht sich auf einen Slogan der chinesischen Regierung. Eine «harmonische Gesellschaft» («hexie shehui») soll nach der Ideologie der kommunistischen Partei Chinas funktionieren.
Ethik-Komitee: Das Nadelöhr für Games
Der Publikationsstopp seit März hatte zudem einen anderen Grund. Seitdem gab es einen grösseren Umbau in der Organisation der staatlichen Medienproduktion und -kontrolle. Bislang war die SAPPRFT (State Administration for Press Publications, Film, Radio Television) für die Zulassung der Medien zuständig, Online-Games gehörten jedoch nicht dazu. Mit der Restrukturierung fallen nun alle Zulassungen samt Ethik-Komitee unter das Propaganda-Ministerium, das wiederum dem Zentralkomittee unterstellt ist, dem Präsident Xi Jinping vorsteht.
Für die chinesische Game-Industrie dürfte es künftig noch schwieriger sein, in China Games zu publizieren. Zum einen, weil das Propaganda-Ministerium als zuständige Behörde noch stärker in die Game-Inhalte eingreifen kann. Zum anderen, weil es schlichtweg zu viele Games gibt. Wöchentlich kommen hunderte neue auf den Markt, die alle von diesem einzelnen Ethik-Komitee überprüft werden sollen, dessen Mitglieder noch nicht bekannt sind: Ein äusserst kleines Nadelöhr für viele, viele Spiele.