Als der Bitcoin vor rund 10 Jahren lanciert wurde, träumten die Anhänger von digitalen Währungen von einem neuen Zahlungsmittel als Alternative zu Bargeld oder Kreditkarten. Auch Kriminelle witterten eine grosse Chance. Es entstand der Eindruck eines rechtsfreien Raumes. Braucht es jetzt zusätzliche Regulierungen? Nein, aus folgenden Gründen:
#1 Der Bitcoin hinterlässt Spuren
«Wenn man für illegale Aktivitäten Bitcoin nutzt, dann ist man doof», meint Fabian Schär, Professor und Geschäftsleiter am Center for Innovative Finance der Universität Basel.
Die Bitcoin-Blockchain ist eine offene Buchhaltung, in der jede einzelne Transaktion auch für Unbeteiligte immer nachvollziehbar ist. Zwar weiss man nicht, wem ein Konto gehört, «doch wenn an irgendeiner Stelle aufgedeckt wird, wer hinter einem Konto steckt, dann kann man den ganzen Zahlungsfluss identifizieren», so Fabian Schär. Bargeld sei für Kriminelle immer noch das geeignetere Zahlungsmittel als etwa der Bitcoin.
Die Angst vor Geldwäscherei sei deshalb unbegründet, vor allem bei den Banken, sagt Fabian Schär. Die grossen Erfahrungen bei der Annahme von Bargeld können sie direkt auf den Bitcoin übertragen.
#2 Es gelten die bestehenden Regeln
Über die Blockchain kann man nicht nur digitale Währungen verwalten sondern auch andere Werte wie etwa Anteilscheine an einer Firma.
Viele junge Firmen nutzen diese Möglichkeit, um sich über ein sogenanntes Initial Coin Offering (ICO) zu finanzieren. Investoren auf der ganzen Welt können sich über die Blockchain unbürokratisch an einem Startup beteiligen, auch mit kleinen Beträgen. Damit liesse sich aber theoretisch auch Geld waschen.
Die Schweizer Finanzaufsichtsbehörde (Finma) hat für ICOs einen Leitfaden herausgegeben. Die Finma wendet bei allen Finanzierungen unabhängig von der Technologie die gleichen Regeln an. Fabian Schär begrüsst diese Vorgehensweise: «Im Gegensatz zu anderen Ländern hat man bei der Regulierung nicht überreagiert.»
Startups in der Schweiz können sich also legal über die Blockchain finanzieren. Bei der Zusammenarbeit mit den Banken harzte es zuerst noch. Bis vor kurzem war es für Blockchain-Unternehmen fast unmöglich, ein Konto bei einer Schweizer Bank zu eröffnen.
Im September kam Bewegung in die Sache: Die Schweizer Bankier Vereinigung veröffentlichte ebenfalls einen Leitfaden. Darin empfiehlt sie, Firmen, die sich nicht über ein ICO finanzieren, wie ganz normale KMUs zu behandeln. Für die anderen gelten strengere Regeln.
Die Rechtssicherheit macht die Schweiz zu einem attraktiven Standort für Blockchain-Startups. Fabian Schär outet sich als Fan dieser Technologie, der dennoch mit beiden Füssen auf dem Boden steht: «Die Blockchain ist kein Wundermittel, das sich auf alles applizieren lässt. Aber viele unterschätzen die Auswirkungen der Blockchain auf den Gebieten, wo man sie erfolgreich einsetzen kann.» Startups in der Schweiz haben die Möglichkeit, solche Lösungen zu entwickeln.