Er sieht weder aus wie der Terminator noch wie 3-CPO aus Star Wars, der TL1. Seine Macher haben ihn auch nicht entwickelt, damit er alleine gegen den Rest der Welt kämpf oder das Filmpublikum unterhält. Vielmehr soll er mit anderen seiner Art zusammenarbeiten, etwa so wie eine Ameise mit anderen zusammenarbeitet.
Ameisenroboterschwärme
Die Basler Techlabs haben den Lernroboter für Kurse entwickelt, die sie für Kinder zwischen acht und sechzehn Jahren nach der Schule anbieten: «Die meisten Robotik-Kits auf dem Markt haben zum Ziel, dass der Roboter eine Aufgabe im Alleingang lösen soll», erklärt Joel Radvanyi, Gründer und Kursleiter bei Techlabs.
Das sei unbefriedigend gewesen, ausserdem gehe der Trend in der Robotik hin zu kollaborativ arbeitenden Roboter-Schwärmen. Also günstig produzierte, kleine Roboter, die ihre Aktionen miteinander koordinieren können. Fällt einer aus, arbeitet der Rest problemlos weiter, der finanzielle Schaden hält sich in Grenzen.
Etwas Ähnliches plant derzeit Tesla-Gründer Elon Musk mit seinem SpaceX-Programm: Tausende Mikro-Satelliten sollen die Erde umspannen und so Breitband-Internet in entfernte Gebiete bringen.
Der TL1-Roboter von Techlabs ist natürlich weit entfernt vom Technologielevel eines Satelliten, trotzdem wurde er nach derselben Idee entworfen. Allein ist er ziemlich nutzlos, vermag nicht viel mehr als auf seinen drei Rädern in alle Richtungen fahren. Seine Stärke entfaltet er mit einem kleinen Einplatinencomputer, dem «Micro Bit» der BBC, der auch die Räder steuert. Dank seiner eingebauten Sensoren kann er mit anderen Robotern seiner Art kommunizieren und sich so koordinieren.
Zusammenarbeit statt Wettkampf
Die Natur imitieren, wie der TL1 einen Ameisenschwarm imitiert – «Biomimikry», so der Fachbegriff, fasziniert Laurent Naegelen. Der Maschineningenieur entwickelte den Roboter für den Unterricht und liess dabei seine langjährige Erfahrung als Lehrer mit einfliessen: «Es geht immer nur um Wettbewerbe, Roboter, die gegeneinander kämpfen, um Einzelleistungen – und es ist frustrierend, wenn die Schüler nicht zusammenarbeiten! Ich wollte etwas entwickeln, dass sie zur Zusammenarbeit zwingt», erklärt er.
Gerade weil der kleine Lernroboter nur im Verbund mit anderen seine Stärke entfaltet, müssen sich die Kinder zusammenschliessen, um etwas zu erreichen.
Die neun Kinder, die an diesem Tag den Kurs nach der Schule besuchen, stehen aber noch am Anfang: Gerade erst haben sie gelernt, die Räder des Roboters in Bewegung zu bringen und die Sensoren anzusteuern. Die Programmierung erfolgt visuell, mit farbigen Blöcken ähnlich Lego-Steinen, die am Bildschirm zusammengebaut werden.
Das Fernziel der Kursgruppe: Mindestens der Mond. Denn die Nasa ruft interessierte Gruppen auf, Ideen für einen autonomen Mondroboter einzureichen. Kleine, günstig produzierte Robote, die im Verbund die Erdoberfläche erkunden, wäre eben eine solche Idee. Bis dahin dürfte es noch eine Weile dauern – das nächste Ziel für die Kinder: Ein Roboter-Ballett mit selbst entwickelter Choreografie. Und vielleicht schafft es der TL1 – oder zumindest die Idee davon – eines Tages auf den Mond.