Vor Jahren zeichnete Jonathan Shapiro alias Zapiro, die seiner Meinung nach wichtigste Karikatur, die er überhaupt je zu Blatt brachte: «Die Zeichnung, welche als Wichtigste herausragt, ist die Vergewaltigung der Justiz durch Zuma. Denn genau das hat Zuma getan, die Justiz eingeschüchtert, damit er Präsident werden konnte.»
Dem ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma wird im Zusammenhang mit einem Rüstungsgeschäft aus den 1990er-Jahren Korruption, Betrug und Geldwäscherei vorgeworfen. Am Freitag war dazu die Gerichtsverhandlung angesetzt. Zuma erschien, doch der Prozess wurde vertagt.
Wegen des umstrittenen Rüstungsgeschäfts wurde gegen Jacob Zuma bereits vor Jahren schon einmal ermittelt. Die Anklage wurde fallen gelassen, was Vorwürfe über politische Einflussnahme der Justiz zur Folge hatte.
Für den bekanntesten Karikaturisten Südafrikas hingegen bedeutete der Vergewaltigungscartoon damals eine erneute Klage seitens Jacob Zumas. Wegen Rufschädigung forderte dieser 15 Millionen Rand, rund 1,2 Millionen Franken.
«Das ist die höchste Summe, welche je von einem Karikaturisten in einer Klage gefordert wurde. Nach sechs Jahren liess Zuma die Klage fallen. Wir beide haben eine lange Geschichte», grinst der kleine, energische Mann.
Dieser Klage hat Zapiro auch ein Cartoon gewidmet: Der Cartoon-Zuma klagt ihn wegen Rufschädigung an. «Dein Ruf als blamierter, chauvinistischer Demagoge, der seine sexuelle Bedürfnisse nicht kontrollieren kann und denkt, eine Dusche würde vor Aids schützen?», fragt darauf der Cartoon-Zapiro.
Der dumme Duschkopf
Zapiro schenkte dem ehemaligen Präsidenten Südafrikas praktisch einen neuen Kopf. Er stellte Zuma stets mit einer Dusche auf dem Kopf dar, als Anlehnung an einen Kommentar Zumas, er habe sich mit einer Dusche vor HIV geschützt.
Jacob Zumas Duschkopf wurde ihm strittig gemacht von Donald Trump, als ein Bericht über dessen sexuelle Vorlieben publik wurde.
Die Dusche wurde über die Jahre zum Symbol des ganzen Sumpfes, welcher Jacob Zuma in seiner Präsidentschaft kreierte – Korruption, Vetternwirtschaft, die Einflussnahme der mit Zuma befreundeten Unternehmerfamilie Gupta bei der Besetzung von Ministerposten, in Südafrika als «State Capture» bezeichnet.
Seit der Apartheid kommentiert Zapiro die Politik Südafrikas mit spitzer Feder. Und auch wenn seine Zeichnungen oft bitterböse sind, ist Zapiros Ziel nicht, die Regierung zu demontieren.
«Ein amerikanischer Kollege meinte einst: Jeder Cartoon sollte ein politischer Mord sein – auf gar keinen Fall. Ich komme aus der Anti-Apartheid-Bewegung. Ich will, dass diese Bewegung vorankommt, ich will nicht jeden zu Fall bringen mit meinen Karikaturen.»
Der amtierende Präsident Südafrikas, Cyril Ramaphosa musste viel Geduld üben, bis Jacob Zuma als Präsident zurücktrat.
Der 59-Jährige will zum Denken und darüber Sprechen anregen und tut das seit fast 30 Jahren. Damit wird Zapiro noch lange beschäftigt sein. Und der jüngste Prozess gegen Jacob Zuma dürfte auch erneut genug Satirematerial liefern. «Jacob Zuma ist zwar nicht mehr Präsident Südafrikas, aber die Dusche und was sie symbolisiert, werden noch lange bleiben», ist Zapiro überzeugt.