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Nach Schnee und Regen «Die Hänge weiter im Auge behalten»

In den vergangenen Tagen fiel in manchen Gegenden so viel Niederschlag wie sonst im ganzen Januar. Jetzt ist Entspannung in Sicht: Dauerregen und Schneefall sind fürs Erste vorüber, erklärt Meteorologe Felix Blumer.

SRF News: Wo fällt heute noch Regen oder Schnee und wie viel?

Felix Blumer: Es fallen nur noch ganz bescheidene Mengen Niederschlag heute, und das vor allem an den zentralen und östlichen Voralpen. Doch schon am Morgen dürfte es auch dort vorbei sein. Die Schneefallgrenze liegt dabei bei rund 1000 Metern. Den restlichen Tag über bleibt es in der ganzen Schweiz trocken.

Mancherorts fiel mehr Schnee oder Regen als sonst in einem ganzen Januar.

Wie viel Niederschlag ist in den letzten Tagen gefallen?

Seit Samstag fielen im Mittelland verbreitet 60 bis 110 mm Niederschlag. Das ist mancherorts mehr als sonst während eines ganzen Monats Januar fällt. In den Bergen waren die Niederschlagssummen noch grösser. Hier fielen bis zu 200 mm. Da die Niederschläge mit sehr viel Wind verbunden waren, könnten die Messungen allerdings etwas verfälscht sein. Ganz sicher aber waren es extreme Niederschläge: Im Wallis war es in etwa so viel wie sonst in drei Monaten fällt.

Wie lange bleibt die Lawinengefahr bestehen?

Das Schweizerische Schnee- und Lawineninstitut SLF in Davos hat die Lawinengefahr am Dienstagmorgen leicht zurückgestuft. Sie ist jetzt nirgends mehr auf der höchsten Stufe «sehr gross», sondern höchstens noch «gross» – was aber immer noch der zweithöchsten Gefahrenstufe entspricht. Dabei wird die Lawinengefahr vom SLF laufend neu beurteilt. Insgesamt kann man davon ausgehen, dass es noch einige Zeit braucht, bis sich die Lage stabilisiert. Dabei muss man wie immer die lokalen Verhältnisse berücksichtigen, die Situation ist von Tal zu Tal verschieden.

Karte der Schweiz mit der einzgezeichneten Lawinengefahr.
Legende: Die Lawinengefahr ist am Dienstagmorgen vom SLF um eine Stufe zurückgenommen worden. SRF

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Sind in den Bergen weitere Schlammlawinen zu erwarten wie jene, die in der Nacht die A2 auf der Gotthardroute verschüttete?

Solche Ereignisse sind auch in den nächsten Tagen durchaus noch möglich. In den letzten drei Wochen ist viel Schnee und Regen gefallen, die Temperaturen waren für die Jahreszeit eher mild. Dadurch läuft nun schon seit Tagen oder Wochen stetig Wasser – auch von geschmolzenem Schnee – über die Hänge ins Tal. Wenn in dieser Situation nun noch Starkregen dazu kommt, wie das in den letzten drei Tagen der Fall war, dann wird die Situation kritisch.

Der Boden ist stark aufgeweicht. Man muss die Situation weiter beobachten.

Weil nun die Temperaturen weiterhin hoch sind – auf 2000 Metern wird es 6 Grad warm – geht der Schmelzprozess weiter, der Boden wird weiter aufgeweicht. Deshalb muss man die Situation über Tage oder sogar Wochen überwachen. Dabei ist sehr schwierig vorauszusagen, wo Probleme auftreten könnten.

Wie ist die Lage an den Gewässern? Ist Hochwasser in Sicht?

Am Hochrhein von der Aaremündung bis nach Basel besteht derzeit Hochwassergefahrenstufe 3. Wegen der starken Niederschläge im ganzen Land und dem nun hinzukommenden Schmelzwasser ist die Situation angespannt. Bei den kleineren Bächen ist der Hochwasser-Maximalpunkt wohl erreicht, die Wassermenge dürfte hier nun wieder zurückgehen.

Zu einer dramatischen Verschärfung der Situation sollte es an den Gewässern nicht kommen.

Bei den mittleren Gewässern dagegen wird es nicht so rasch gehen. Betroffen ist hier etwa der Jura, wo es sehr stark geregnet hat und auch viel Schnee geschmolzen ist oder weiter schmilzt. Hinzu kommt der karstige Untergrund, in dem viel Wasser versickert, das nun über Tage wieder zum Vorschein kommt. Die Lage bleibt hier also angespannt. Auch entlang der Aare dürfte der Pegel weiterhin hoch bleiben. Man muss also auch hier am Ball bleiben, aber zu einer dramatischen Verschärfung der Situation sollte es nicht kommen.

Wie ist die längerfristige Prognose? Bleibt es nun ein paar Tage trocken?

Bis am Donnerstagabend haben wir zumindest eine Wetterberuhigung. Erst in der Nacht auf Freitag gibt es von Westen her neue Niederschläge. Noch ist allerdings unklar, wie viel Regen und Schnee fallen wird. Die Schneefallgrenze dürfte dabei zwischen 700 und 1000 Meter liegen. Noch ist aber unklar, wo die Front genau durchziehen wird.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

Felix Blumer

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Meteorologe Felix Blumer
Legende: SRF

Blumer ist seit 1994 Meteorologe und arbeitet seit 2004 bei SRF Meteo.

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