Wohnungsbesichtigung mit SRF-Korrespondent Thomas Stalder in Tokio: Es herrschen enge Verhältnisse – gerade einmal 20 Quadratmeter. In der japanischen Metropole haben 1,4 Millionen Wohnungen diese Grösse oder sind sogar noch kleiner. Laut Immobilienanbieter Kenjirou Kuroki sind sie aber durchaus wohngerecht: «Es ist zwar eng, aber im Vergleich zu einem Hotelzimmer ist es komplett eingerichtet. und man kann hier sein Leben führen.»
Raumtrenner machen Homeoffice in Miniwohnung möglich
Aber auch diese Kleinstwohnungen haben ihren Preis: Eine 20-Quadratmeter-Wohnung im Zentrum Tokios kostet einfach möbliert umgerechnet 1200 Franken pro Monat. Rund die Hälfte der Fläche wird beansprucht für die Kochnische mit Mikrowelle, Kühlschrank und Waschmaschine, sowie die kleine Nasszelle und die Toilette. Auf den restlichen Quadratmetern heisst es dann wohnen – und seit Corona für viele auch arbeiten.
Deshalb erleben in Tokio zurzeit Raumtrenner fürs Homeoffice einen wahren Boom. Von luxuriös bis günstig - für alles gib es eine Lösung:
Doch auch wenn so die Arbeit im Homeoffice einigermassen erträglich wird: Viele Japanerinnen und Japanern haben mit einem weiteren Problem zu kämpfen: Lange Arbeitszeiten gehörten vor Corona zu Japans Alltag. «Nicht vor dem Chef nach Hause gehen» lautete die Devise, um als fleissige Arbeitskraft zu gelten. Präsenz war oft wichtiger als Effizienz.
Vielen Tokiotern fehlt das Pendeln
Seit Corona sind viele Grossraumbüros verwaist, die Zahl der Überstunden nahm mehrheitlich ab, doch nicht alle Angestellten konnten ohne Probleme ihren Lebens- und Arbeitsstil umstellen. Stress und Burnout waren die Folge, erklärt Soziologe Yuji Kobayashi: «Durch das Pendeln war den Arbeitnehmern klar: Ich gehe ins Büro, um zu arbeiten – danach kehre ich zurück und erhole mich. Diese Abgrenzung löst sich mit dem Homeoffice auf, und so arbeiten einige noch länger.»
Eine mögliche Abgrenzung bieten Gemeinschaftsbüros: Hier gibt es mehr Platz als zuhause. Mitsui Fudosan, die solche Gemeinschaftsbüros vermietet, ist überzeugt: «Die neuen Arbeitsmodelle werden Corona überleben: Die Leute haben gemerkt, dass es bequem ist, wenn man Firmenbüro, Gemeinschaftsbüro und Heimarbeit kombinieren kann.»
Wer kein Gemeinschaftsbüro mieten will, kann sich auch mit einer «Büro-Kapsel» begnügen. Sie stehen an zahlreichen Bahnhöfen und anderen gut frequentierten Orten. Die Anbieter versprechen ein ungestörtes Arbeiten in den schallisolierten Boxen. Sie sind ausgestattet mit Bildschirm, Steckdosen und Internetanschluss. Mehr Platz als zuhause bietet eine Kapsel jedoch kaum.
Und schliesslich gibt SRF-Korrespondent Thomas Stalder noch diesen kostengünstigen Tipp: «Wer nicht viel Geld ausgeben kann oder will, kauft sich einen Karton für 14 Franken, den man sich auf die Schultern setzt. So steht einer Videokonferenz – egal ob im engen Zuhause oder unterwegs – nichts mehr im Weg.»