Computerspiele sind beliebt wie nie zuvor – und das längst nicht mehr nur bei der jüngeren Generation. So ist die kaufkräftige Gruppe mittlerweile zwischen 20 und 50 Jahre alt. Noch nicht durchgesetzt hat sich der Gaming-Trend allerdings im Altersheim. Genau dort sollen Computerspiele in Zukunft Einzug halten, wenn es nach den Plänen der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) geht.
Beim Gamen ins Gespräch kommen
Computerspiele könnten beispielsweise dabei helfen, schwierige Besuche im Altersheim zu erleichtern, so die Fachhochschule. Ziel des gemeinsamen Spielens ist es, miteinander ins Gespräch zu kommen. Darum sind die dafür entwickelten Spiele nicht nur für die älteren Menschen. Sie beziehen auch deren Angehörige mit ein.
Wenn die Leute die Spiele alleine bedienen müssen, funktioniert es nicht – denn das ist nicht immer einfach.
«Wenn die Leute die Spiele alleine bedienen müssen, funktioniert es nicht – denn das ist nicht immer einfach», sagt der Informatiker und FHNW-Dozent Marco Soldati. Man habe zunächst gedacht, die Menschen hätten Hemmungen, doch daran habe es nicht gelegen.
Soldati leitet ein interdisziplinäres Forschungsteam, das eine Studie zum Thema erarbeitet hat. Die Untersuchung zeigt, dass der Spielmodus ein entscheidender Faktor ist für die Kommunikation während des Spielens. Kooperative Spiele, also Spiele, bei denen man miteinander gegen den Computer spielt, fördern die Kommunikation weniger als kreative Spiele, bei denen es keine klaren Regeln gibt.
Einfache Spiele entwickeln
In der Studie wurde nicht nur berücksichtigt, was die älteren Menschen spielen, sondern auch, wie sie das tun. «Das Konzept – die grafische Sprache oder die Kontraste – muss möglichst einfach gehalten werden», betont Soldati. Trotzdem müsse das Spiel herausfordernd sein. «Die Leute dürfen nicht überfordert werden.» Ein Spiel sollte nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam sein.
Aufgrund dieser Erkenntnisse haben die wissenschaftlichen Mitarbeiter ein Spiel namens «Myosotis Souvenirs» entwickelt, ein Spiel explizit für ältere Damen. Es geht darum, ein Haus gemütlich mit Möbeln einzurichten. Auf dem Tablet kann man dabei zuerst den Raum auswählen, dann kann man sich für einen Ort entscheiden, den man dort einrichten will.
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Wenn man zum Beispiel einen schönen alten Sessel in die Ecke stellen will, müssen die Spielerinnen diesen im dunklen Stock erst einmal finden. Und tatsächlich – hinter einem Vorhang finden die Damen den Sessel. Im Zuge des Spiels kommen die Gesprächsthemen fast von alleine, wie man am Spielenachmittag im Altersheim feststellen kann.
Erinnerungen an die jungen Jahre
«Mein Mann arbeitete einst in einem Möbelgeschäft», sagt eine der älteren Damen. Sie hätten deshalb an Regensonntagen jeweils die Ausstellungsräume besucht. «Dabei legte ich auch mal die Dekorationsbücher etwas anders hin – ich habe das sehr gerne gemacht», fügt sie an. Der Spielnachmittag nimmt seinen Lauf, die Diskussionen an den Tischen werden lauter und lockerer.
Auch wenn Videospiele den betagten Menschen bisher nicht als bevorzugtes Unterhaltungsmedium dienen, könnte sich das gemäss den Plänen der Fachhochschule Nordwestschweiz schon bald ändern. Die älteren Menschen zeigen sich auf jeden Fall offen: «Mit der Zeit weiss man wie es geht – und Zeit haben wir ja!», sagt eine der Damen – und erntet bei ihren Mitbewohnerinnen fröhliches Lachen und Zustimmung.