- 300 Millionen Menschen sind weltweit durch den Klimawandel in ihrer Existenz bedroht: 2050 könnte ihr jetziger Lebensraum mindestens einmal im Jahr überflutet werden.
- Die Forscher der Non-Profit-Organisation Climate Central gingen zuvor von 80 Millionen Menschen aus.
- Die meisten vom Anstieg des Meeresspiegels bedrohten Menschen leben in Asien, namentlich in China, Bangladesch, Indien und Vietnam.
- Doch auch in Europa sind Städte wie Hamburg, Bremen, London, Amsterdam oder Venedig gefährdet, ebenso wie zum Beispiel New York City oder Tokio.
Die Forscher von Climate Central haben nach eigenen Angaben mit künstlicher Intelligenz und genaueren Messungen verlässlichere Angaben zur effektiven Höhe über dem Meeresspiegel bewohnter Gebiete gewonnen. Diese waren demnach bei früheren Schätzungen höher gelegen als sie eigentlich sind – je nach Gebiet um rund zwei bis vier Meter.
Wie die Forscher im Fachblatt «Nature Communications» ausführen, steigt damit die Fläche vom Anstieg des Meeresspiegels bedrohter Gebiete beträchtlich. Moderate Modelle zeigen, dass aktuell rund 150 Millionen Menschen permanent unter der sogenannten «High Tide Line» leben, also bei Flut unter dem Meeresspiegel. Je nachdem, wie stabil oder instabil sich die Eismassen in der Antarktis entwickeln, könnten jedoch bis zu 300 Millionen Menschen jährlich von einer zerstörerischen Flut betroffen sein.
Würden die Emissionen bis ins Jahr 2100 weiter ungebremst weiter steigen, seien sogar 630 Millionen Menschen betroffen. Gelingt es, die CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren, seien es bis zum Ende dieses Jahrhunderts jedoch immer noch 150 bis 250 Millionen.
Die Autoren der Studie haben dabei bauliche Gegenmassnahmen wie zum Beispiel Schutzdämme, die in Zukunft errichtet werden könnten, nicht in die Ergebnisse miteinbezogen. Dazu gebe es zu wenige Daten.
Ein gewisser Anstieg des Meeresspiegels sei unausweichlich, wegen CO2-Emissionen in der Vergangenheit, die nicht wieder rückgängig gemacht werden könnten, so die Forscher von Climate Central. Sie argumentieren jedoch, dass mit drastischer Reduktion des Ausstosses von Treibhausgas die Welt in einer sicherere Richtung gesteuert werden könnte.
Regierungen weltweit werden dazu aufgefordert, sowohl zu untersuchen, wie sie den Fluten mit baulichen Gegenmassnahmen Herr werden könnten, als auch Massnahmen zu treffen, um den CO2-Ausstoss zu minimieren. Man wisse schlicht nicht, ob die heutigen Küstenschutzmassnahmen dem Meeresspiegel von Morgen gewachsen seien.
Sendebezug: SRF4 News, 30.10.2019, 8 Uhr