Das Ozonloch reisst auf der Südhalbkugel jedes Jahr im September auf und erreicht normalerweise eine Grösse von bis zu 20 Millionen Quadratkilometern. 2019 wurden maximal 16 Millionen Quadratkilometer gemessen. Das Ozonloch war damit so klein wie bei der Entdeckung im Jahr 1982, wie Forscher der US-Raumfahrtbehörde Nasa mitteilen.
Die Grösse des Ozonlochs variere von Jahr zu Jahr ein wenig, erklärt Stefan Reimann, Atmosphären-Chemiker an der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa). Die diesjährige Lage sei aber speziell und letztmals 2002 beobachtet worden.
Zu warm für Ozon-Abbau
Der Grund für das Phänomen: Die Luft in 30 Kilometern Höhe in der Stratosphäre war laut Reimann dieses Jahr mit minus 50 bis minus 60 Grad Celsius vergleichsweise warm. Damit der Ozon-Abbauprozess im Frühling in der Südhemisphäre stattfinde, brauche es aber Temperaturen von mindestens minus 78 Grad.
Wie ist die Nachricht zu bewerten?
Je kleiner laut Reimann das Ozonloch in der Stratosphäre ist, desto weniger trifft harte UV-Strahlung auf die Erde, etwa an der Südspitze Australiens oder in Neuseeland.
Aufs Ganze gesehen kommt es laut Reimann aber darauf an, wieviel der mittlerweile verbotenen Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) noch in der Atmosphäre sind. Mit einer Lebensdauer von 50 bis 100 Jahren nimmt die Belastung durch die Spraygase nur langsam ab: «Wenn es also nächstes Jahr in der Stratosphäre wieder gleich kalt ist wie in den letzten Jahren, wird das Ozonloch wieder grösser werden.»
Das Klima findet weiter unten statt
Mit den Anstrengungen zum Klimaschutz beziehungsweise gegen die Klimaerwärmung könne die diesjährige Ozon-Lage über der Antarktiks nicht in Verbindung gebracht werden, so Reimann. Denn das Klima werde vor allem durch Kohlenstoffdioxid (CO2) und andere Treibhausgase beeinflusst, und zwar in der untersten, zehn Kilometer hohen Schicht der Erdatmosphäre, der so genannten Troposphäre.