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Unverschämte Forderung: 12'000 Franken für unbestellte Ware
Aus Kassensturz vom 09.11.2021.
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Päckli-Trick Unverschämte Forderung: 12'000 Franken für unbestellte Ware

Bei vielen Betrieben läuft der Wareneinkauf nicht nur über eine Person. Schwindlerfirmen nützen dieses schamlos aus.

Nachdem Julius Völkin den Hörer aufgelegt und die Entertaste gedrückt hatte, beschlich ihn ein seltsames Gefühl. Ein Verkäufer der Firma Cornertec hatte ihn angerufen und mitgeteilt, es sei noch eine monatealte Lieferung von Druckerpatronen von einer früheren Bestellung offen. Weil Cornertec den Versand verschlampt habe, gäbe es – quasi als Entschuldigung – eine Preisreduktion. Völkin müsse nur noch das Mail mit der Lieferbestätigung zurückschicken. «Das Mail kam direkt und ich bestätigte es mit einem ‹OK›. Dann wurde mir bewusst: Das war jetzt doch ein wenig komisch.»

Frühere Bestellung vorgetäuscht

Julius Völkin macht eine kaufmännische Lehre im Schulheim Effingen. Was er nicht wissen konnte: Eine frühere Bestellung hat es gar nie gegeben.

Fies beim Päckli-Trick: Als sich die Finanzchefin des Schulheims, Jeanette Bächtold, bei Cornertec beschwerte und sagte, man habe noch nie etwas bestellt, hiess es dort: Doch, Julius Völkin habe bestellt – schriftlich mit seinem «OK».

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Jeanette Bächtold, Schulheim Effingen: «Eine Täuschung, die nicht auf den ersten Blick nachvollziehbar ist.»
Aus Kassensturz vom 09.11.2021.
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Unbestellte Ware: Was tun?

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Unbestellte Waren muss man nicht zurückschicken. Wenn es sich um einen Irrtum handeln könnte, die Ware zum Beispiel an eine Firma mit ähnlichem Namen oder Adresse hätte adressiert sein können, muss man den Absender informieren. Früher war dazu ein eingeschriebener Brief nötig, heute tut’s ein Mail. Darin setzt man dem Absender eine Frist zur Abholung.

Geregelt ist dies im Gesetz. Gemäss Art. 6a Obligationenrecht stellt die Zusendung von unbestellten Sachen keinen Antrag dar. Deshalb kommt kein Vertrag zustande.

Weitere Informationen auf Konsumentenschutz.ch

Auftrag für 12'000 Franken erschwindelt

«Kassensturz» kennt vier weitere, praktisch identische Fälle. Cornertec-Verkäufer plapperten jeweils von früheren Bestellungen und versprachen Preisreduktionen als Entschuldigung für die verspätete Lieferung. Bei zwei Betrieben erschwindelte sich Cornertec je eine Lieferung von Schutzmasken und Schutzhandschuhen für 12'000 Franken. Eine Firma bezahlte, weil sie sich nicht auf einen juristischen Streit einlassen wollte. Allerdings handelte sie die Ware um 20 Prozent herunter.

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Jacqueline Krebs, Oase Rümlang: «Das sind totale Wucherpreise.»
Aus Kassensturz vom 09.11.2021.
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Leute systematisch überrumpelt

Der zweite Betrieb, das Seniorenzentrum Oase in Rümlang, liess die drei je etwa 20 Kilo schweren Pakete wieder abholen. Cornertec hatte mit einer Mitarbeiterin telefoniert und dann bei der anderen behauptet, die Ware sei bereits bestellt. Es gehe nur noch um die Bestätigung. «Dann hat sich die andere Mitarbeiterin dazu gedrängt gefühlt, das OK zu geben und es dann auch gemacht», sagt die Leiterin der Oase Rümlang, Jacqueline Krebs. «Da wurden wir völlig überrumpelt. Aber das ist wohl die Masche, mit der Cornertec arbeitet.»

Wir distanzieren uns von jeglichen Anschuldigungen und Vorwürfen. Die lückenhafte und mangelhafte Recherche ermöglicht weder einen echten Ein- noch Überblick in die wahre Geschäftstätigkeit.
Autor: Ali Yilmaz Firmenchef Cornertec

Chef von Cornertec ist Ali Yilmaz. Drei Wochen lang bemühte sich «Kassensturz» um eine Stellungnahme. Doch, statt die Fragen zu beantworten, wirft Firmenchef Yilmaz «Kassensturz» oberflächliche und schlechte Recherche vor: «Wir distanzieren uns von jeglichen Anschuldigungen und Vorwürfen. Die lückenhafte und mangelhafte Recherche ermöglicht weder einen echten Ein- noch Überblick in die wahre Geschäftstätigkeit.» Zudem sei Cornertec ein Start-up und deshalb können Fehler geschehen.

«Kassensturz» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Cornertec 1:1-Kopie von früherer Schwindelfirma

Die «Kassensturz»-Recherche zeigt: So unbedarft, wie sich Yilmaz gibt, ist er nicht. 2013 arbeitete Yilmaz als Prokurist bei der berüchtigten Swiss Print Group. Die Firma hatte Kunden mit aggressivem und teilweise irreführendem Telefonmarketing Tonerpatronen zu überrissenen Preisen angeboten. Die Konsumentenzeitschrift «K-Tipp» beschrieb, wie die Swiss Print Group wiederaufgefüllte Kartuschen als neu verkaufte. 

Damals bezahlten einige Firmen, weil sie glaubten, dass die Ware tatsächlich bestellt worden sei. Andere wollten es nicht auf einen Rechtsstreit ankommen lassen. Heute ist klar: Das Verkaufssystem von Cornertec und Co. basiert auf einem faulen Trick.

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Weitere Betroffene von Päckli-Trick
aus Espresso vom 12.11.2021. Bild: Imago Images
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Kassensturz, 09.11.21, 21:05 Uhr

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