Behauptung 1: Mein Getränk hat nur Fructose drin, das ist gesünder
Leider falsch. Die Fructose verdankt ihren Namen zwar den Früchten, das heisst aber nicht, dass Fructose auch aus Früchten kommt. Man kann sie beispielsweise auch als Sirup aus Mais herstellen. Dieser ist oft billiger und doppelt so süss wie normaler Zucker (Saccharose) und wird deshalb gerne genutzt, um Lebensmittel zu süssen.
«Studien haben gezeigt, dass Fructose sogar die potentiell schädlichste Zuckerform ist. Sie begünstigt am stärksten die Bildung von Fett und die Entstehung von Diabetes und sättigt weniger gut als andere Zucker», warnt der Diabetologe Philipp Gerber.
Behauptung 2: Wenn das so ist, sind Früchte ja ungesund
Natürlich nicht. Es stimmt zwar, dass heutzutage die meisten Menschen den Geschmack besonders süsser Früchte bevorzugen. Deshalb wird Obst mit immer höherem Zuckergehalt gezüchtet. Trotzdem sind die Mengen an Zucker unbedenklich und die Nährstoffe aus Früchten sind wichtig für den Körper.
Bei Säften und getrockneten Früchten sieht es anders aus. «Vereinfacht gesagt: Je weniger die Frucht verarbeitet wurde, desto gesünder ist sie. Fruchtsäfte aus Konzentrat fehlt es an Fasern und anderen wichtigen Nährstoffen aus der Frucht», sagt Gerber. Ähnliches gelte für getrocknete Früchte. «Sie enthalten ebenfalls Zucker in hohen Dosen und weisen nur noch wenig positive Nährstoffe auf.»
Behauptung 3: Der Körper braucht Zucker
Stimmt. Zum Beispiel kann unser Hirn Energie nur in Form von Zucker aufnehmen. Doch wie schon das Sprichwort sagt: «Die Dosis macht das Gift». Schweizer konsumieren heute im Schnitt 130 Gramm pro Tag. Wie viel Zucker gesund wäre, wird kontrovers diskutiert:
- 50-70 Gramm pro Tag (je nach Alter und Geschlecht) empfehlen die Weltgesundheitsorganisation WHO und die britische Food Standard Agency.
- 90-110 Gramm – also fast das Doppelte – empfiehlen die Lebensmittel- und Getränkehersteller in ihren GDA-Richtlinien, die auf vielen Verpackungen zu sehen sind.
Die Angaben auf den Verpackungen sind ebenfalls umstritten. Die Hersteller dürfen selber angeben, wie gross eine Portion ist.
Ausserdem müsse der Konsument bei einem Müesli beispielsweise die Milch noch dazurechnen, gibt Beatrice Baumer, Dozentin für Ernährung und Lebensmittelwissenschaften, zu bedenken.
Dass der Bundesrat den Zuckergehalt in Müeslis reduzieren will, begrüsst Baumer: «Wer jetzt von Bevormundung spricht, hat Unrecht. Echte Wahlfreiheit ist, wenn Produkte wenig Zucker enthalten und jeder nach seinem Geschmack nachsüssen kann.»
Behauptung 4: Steht Zucker nicht drauf, ist kein Zucker drin
Stimmt nicht. Zucker hat viele Namen. Die häufigsten:
- Saccharose = Kristallzucker
- Glucosesirup = Glucose = Dextrose = Traubenzucker
- Fructose = Fruchtzucker
- Lactose = Milchzucker
- Invertzuckersirup = Invertzucker = Kunsthonig
- Glukosesirup, Fruktosesirup, Maltodextrin, Modifizierte Maisstärke, Glucose-Fuctose-Sirup
- Rohrzucker, Rohzucker, Rohrzuckersirup, Karamellzucker
- Honig
Behauptung 5: Es gibt gesündere und weniger gesunden Zucker
Jein. Wie bei Punkt 1 erwähnt gibt es Unterschiede. Aber: Alle aufgeführten Namen sind Formen von Zucker. Alle können bei übermässigem Konsum am Bauch ansetzen und zu Karies führen. Interessante Details: Auch der braune Rohzucker ist nicht gesünder als normaler Kristallzucker. Er schmeckt lediglich etwas anders.
Und für Honig gilt: Zwar enthält er mehr Spurenelemente als kristallisierter Zucker, aber «das legitimiert nicht, mehr davon zu essen», warnt Baumer. Auch Sirupe bestehen zum allergrössten Teil aus Zucker. Hier einige Beispiele: Ahornsirup (65 Prozent Zucker), Rübensirup (62 Prozent), Birnendicksaft (78 Prozent), Reissirup (79 Prozent). So bilanziert die Ernährungswissenschaftlerin: «Wie überall beim Thema Zucker gilt: Nicht die Form ist entscheidend, sondern die Menge.»