Die meisten Vögel kommen zwischendurch zurück auf den Boden, um zu fressen oder um sich zu erholen. Eine Ausnahme machen die Alpensegler: Diese Vögel ernähren sich von Insekten, die sie im Flug fangen. Und: sie können bis zu 200 Tage und Nächte lang in der Luft bleiben – ohne Unterbruch.
Das ist eine «revolutionäre» Erkenntnis, so Studienleiter Felix Liechti von der Vogelwarte Sempach. Der Luzerner Stiftung ist nun erstmals dieser experimentelle Nachweis gelungen.
Wie es im Fachjournal «Nature Communications» heisst, wurden dafür sechs 80-120 g schwere Alpensegler mit sogenannten Geolocatoren ausgerüstet. Das winzige Messgerät mit nur 1 Gramm Gewicht zeichnet während eines Jahres auf, wie hell es in der Umgebung des Vogels ist. Daraus lässt sich die Tageslänge und damit auch die geografische Position des Alpenseglers berechnen. Drei Vögel wurden zudem mit einem Aktivitätssensor ausgerüstet. Der Sensor hält fest, ob der Vogel mit den Flügeln schlägt oder nicht.
Mit dem Geolocator auf dem Rücken flogen die Alpensegler in ihre Winterquartiere in Westafrika und verbrachten dort die kalte Jahreszeit. Im Frühling kehrten sie wieder in die Schweiz zurück. Dort nahmen ihnen die Fachleute der Vogelwarte die Sensoren wieder ab und werteten diese aus.
Fliegend schlafen
Obwohl nur Daten von drei Tieren vorlägen, bestätigten diese übereinstimmend, dass Alpensegler zumindest zu einem gewissen Grad im Flug schlafen – und keine Schlafentzugserscheinungen erlitten, schreiben die Forscher. Die drei Alpensegler zeigten im Flug Phasen geringerer Aktivität. Die Forscher interpretieren diese Phasen als eine Art Schlaf.
Die Tiere können demnach ihre Körperfunktionen auch im Dauerflug aufrecht erhalten. Dabei ist Fliegen deutlich energieaufwendiger als Laufen oder Schwimmen. Darum sind Wissenschafter bisher davon ausgegangen, dass alle Vögel zwischendurch schlafen müssen, damit sich ihre Gehirnfunktionen erholen können.