Der seit einem Jahrhundert verschwundene Fischadler soll schon im kommenden Sommer wieder über die Gewässer der Romandie fliegen. Der Verein «Nos oiseaux» wartet auf grünes Licht vom Bundesamt für Umwelt für die Wiederansiedlung in Sugiez/FR, Grangettes/VD und Damphreux/JU.
Die Meinungen zur Wiederansiedlung des Fischadlers sind aber geteilt. So möchten etwa die Naturschutz-Organisationen Pro Natura und Birdlife zuwarten.
Warten, bis er selber kommt?
Zwar würde es Birdlife-Geschäftsführer Werner Müller «sehr begrüssen, wenn der Fischadler wieder in der Schweiz brüten würde.» Allerdings sollten die Vögel natürlicherweise wieder in die Schweiz kommen, findet man bei den beiden Vereinen. Schliesslich lägen die nächsten Brutplätze nur 200 Kilometer von der Schwez entfernt in Frankreich.
Das sieht Olivier Biber, Präsident von «Nos Oiseaux», anders: Die Fischadler würden dort brüten, wo sie aufgewachsen seien, man habe das jahrzentelang studiert. «Zu warten, bis er von alleine kommt, ist eine Illusion.» Deshalb will der Verein nun 20 Jungvögel an die drei Westschweizer Orte bringen.
Bereits hat der Kanton Freiburg die Bewilligung für eine Voliere zur Auswilderung in der Region Sugiez erteilt. In Grangettes und Damphreux sei es komplizierter, weil es sich um Naturreservate handle, so «Nos Oiseaux». Immerhin habe es von den Wildhütern gute Signale gegeben. Noch fehlt aber die Bewilligung des Bundesamts für Umwelt. Der Verein hofft, diese in den nächsten Monaten zu erhalten.
Letztmals 1914 in der Schweiz gebrütet
Fischadler haben eine Flügelspannweite von bis zu 170 Zentimeter. Letztmals wurde 1914 ein Pärchen beim Horsten in der Schweiz beobachtet. Grund für das Verschwinden war die Verfolgung durch Menschen, welche Fischadler schossen, die Nester plünderten oder für Horste geeignete Bäume fällten.
Der Fischadler wurde bereits mit Erfolg in Grossbritannien, in Spanien und in Italien dank der Aussetzung von Küken wiederangesiedelt. Die Greifvögel waren früher in Europa weit verbreitet. Vor allem in Deutschland und Skandinavien waren sie nie ausgestorben. Der bei Tag aktive Fischadler gilt weltweit nicht als bedroht. Weil er aber nur selten vorkommt, ist er streng geschützt.
Gemäss «Nos Oiseaux» wird der Fischadler nicht in Konflikt mit Fischern geraten, weil er ausschliesslich an der Wasseroberfläche jagt. Zuletzt hatten Kormorane bei Berufsfischern für Unmut gesorgt. Diese waren auf die Vögel, die sich zunehmend zum Überwintern in der Schweiz niederlassen, nicht gut zu sprechen, auch wegen Schäden an Netzen und Reusen.