Wilderer töten in Afrika jedes Jahr tausende Nashörner, Krokodile, Affen oder Elefanten. Manche Tierarten sind in einzelnen Regionen deshalb stark gefährdet. Vor allem die Elefanten stehen unter grossem Druck: Von ihnen leben in Afrika derzeit noch gut 400'000. Das sind 100'000 weniger als noch vor zehn Jahren.
Grund für die illegale Jagd auf die Dickhäuter sind ihre Stosszähne. Insbesondere in asiatischen Ländern – allen voran China – ist Elfenbein als Luxusgut beliebt. Ein Kilogramm des weissen Goldes wird dort nach Angaben der Naturschutzorganisation Pro Wildlife für rund 1200 Franken gehandelt. Im Gespräch schildert SRF-Afrikakorrespondent Patrik Wülser, wieso die Wilderei fast nicht bekämpft werden kann.
SRF News: Haben Sie in Afrika Wilderer kennengelernt?
Patrik Wülser: Ich habe in Tansania Wilderer getroffen. Einer war ein Bauer und Familienvater. Er erzählte mir, dass seine Familie traditionellerweise nie Elefanten gejagt oder deren Fleisch gegessen habe. Doch inzwischen sei der wirtschaftliche Druck so gross, dass er nicht mehr wisse, wie er das Schulgeld für seine Kinder bezahlen und seine Familie ernähren solle. Deshalb erlegt der Mann jetzt einen Elefanten pro Jahr und verkauft die Stosszähne. Das bringt ihm rund 400 Dollar ein, was sein Jahreseinkommen ist.
Wegen eines erlegten Elefanten pro Jahr werden die Tiere ja nicht ausgerottet – dieser einzelne Wilderer ist ja wohl nicht dafür verantwortlich, dass sich die Zahl der Elefanten in Afrika derart dezimiert...
Die Summe macht's aus: Wenn tausende einzelne, kleine Wilderer je einen Elefanten töten, gibt das schon sehr viele Tiere, die abgeschossen werden. Ursache für das Elefantensterben sind aber nicht diese kleinen Wilderer. Viel schlimmer ist es, dass beispielsweise die Verschiffung von 20 Tonnen Elfenbein im Hafen von Mombasa in Richtung Asien kein Problem ist. Das zeigt: Hinter der Wilderei steckt ein organisiertes Kartell. Sie ist ein Verbrechen wie der Menschen- oder der Drogenhandel. Interpol behandelt die Wilderei auch so.
Was sind das für kriminelle Banden?
Sie jagen mit modernsten Waffen, Nachtsichtgeräten und Helikoptern verschiedenste Tiere, darunter auch Elefanten. Auf der anderen Seite gibt es Wildhüter, die versuchen, die Tiere zu schützen. In den vergangenen acht Jahren sind Schätzungen zufolge rund 500 Wildhüter von Wilderern getötet worden, deshalb kann man das auch einen Krieg nennen. Entsprechend sind die Elefanten auch in den Nationalparks nicht sicher – es ist einfach zu viel Geld im Spiel.
Das Gespräch führte Romana Costa.