Am Inselspital in Bern sind letztes Jahr so viele Kinder zur Welt gekommen wie seit 32 Jahren nicht mehr. Der Chefarzt der Geburtshilfe, Daniel Surbeck, spricht von einem wahren «Kindersegen». Er habe beobachtet, dass Frauen wieder vermehrt zwei oder drei Kinder haben. Für Surbeck ist klar: «Es besteht eine Tendenz, dass die Familien wieder grösser sind: mit zwei, drei oder sogar mehr Kindern.»
Die Statistik belegt diesen Trend schweizweit. Auch am Universitätsspital in Zürich gab es im vergangenen Jahr einen neuen Rekord an Neugeborenen. Verschiedene Medien haben über diesen angeblichen Babyboom berichtet. Doch Vorsicht: So eindeutig sind die Zahlen nicht.
Statistischer Knick und Einwanderung
Denn die heutigen Eltern bekommen immer später Kinder – und das hat zu einem statistischen Knick bei der Geburtenziffer geführt, der sich jetzt wieder ausgleicht. Das bestätigt der renommierte Basler Demograph, Rainer Münz. Ein weiterer Teil des angeblichen Kindersegens sei zudem auf die Zuwanderung zurückzuführen, sagt Münz. Insbesondere aus Deutschland kämen viele junge Erwachsene. «Viele von ihnen gründen hier Familien und bekommen in der Schweiz ihre Kinder.»
Münz zeigt sich nicht überrascht von den deutlich gestiegenen Geburtenzahlen in Bern und Zürich. Dies sei eine quasi natürliche Folge der Einwanderung. «Wenn mehr Menschen in der Schweiz leben, gibt es natürlich auch mehr Geburten», sagt der Statistiker.
Gleichzeitig warnt er vor voreiligen Schlüssen: um von einer Trendwende zu sprechen, müsste die Anzahl Kinder pro Familie steigen, nicht nur die Gesamtzahl der Geburten. Und davon könne «im Moment noch keine Rede sein.»
Die Statistik zeigt: Die durchschnittliche Frau in der Schweiz hat heute 1,5 Kinder – das heisst eines oder zwei. Einen Babyboom gibt es also nicht.