In Italien leben inzwischen bis zu 100 Braunbären. Im Trentino begann die Aussetzung der Raubtiere um die Jahrtausendwende. «Es gibt keinen einzigen dokumentieren Fall eines Bären-Angriffs auf einen Menschen», sagt Claudio Groff, der Leiter Forstwesen und Fauna in Trento. Trotzdem lösen die wilden Grenzgänger, die gelegentlich wie M13 in die Schweiz einwandern, immer wieder heftige Kontroversen aus. Im Gegensatz zur Schweiz geniessen Bären in Italien einen kompletten Schutz.
«Ich habe keine Angst vor dem Bären», sagt ein Puschlaver Jäger nach der Protest-Versammlung in Poschiavo der Rundschau. «Wenn er mich anknabbern will, greife ich zum Gewehr – und er ist tot.» Eine Hotelangestellte berichtet, wie sie nach der Arbeit dem Bär begegnete. Sie zog sich ins Hotel zurück, doch wenige Minuten später stand der Bär vor der Tür.
Biobauer will wegen M13 den Hof aufgeben
Auch der Biobauer Otmaro Beti und seine Frau Johanna machen sich Sorgen. «Ich sehe langfristig keine andere Lösung als hier wegzuziehen», sagt der Bauer auf seinem abgelegenen Hof. Zwar arbeite er mit der Natur und bewahre mit seinem Betrieb die Biodiversität. Doch er müsste mehr Personal haben, um seine Tiere vor dem Bär zu schützen. Die Kinder lässt die Bäuerin nach der Dämmerung nicht mehr aus dem Haus.
Der italienische Jagdaufseher Livio Costa bedauert die Aufregung: «Es ist ein wunderbares Erlebnis, dem Bär zu begegnen. Eine ruhige Begegnung wünsche ich allen. Wahrscheinlich hätten dann viele weniger Angst vor ihm.»