Nur gerade vier Diamanten liessen die Diebe an der Schmuck- und Uhrenmesse Basel im März 2011 mitgehen. Diese waren aber insgesamt 8,5 Millionen Franken wert. «Hochprofessionell» seien sie vorgegangen, sagt der Basler Staatsanwalt Tomislav Hazler gegenüber Radio SRF. Die Räuber hätten den Stand schon während der Aufbauarbeiten zur Messe intensiv ausgekundschaftet, steht in der Anklageschrift. Dabei sei es ihnen gelungen, eine Vitrine so zu präparieren, dass sie einfacher zu öffnen war. Bei der Tat selbst lenkte dann der mutmassliche Kopf der Bande einen Standmitarbeiter mit «äusserst banalen Fragen» ab, wie in der Anklageschrift steht. Sein Komplize machte sich derweil über die manipulierte Vitrine her.
Hoch professionell organisiert
«Das riecht nach organisierter Kriminalität, und zwar von allerhöchster Qualität. Da gibt es aus meiner Sicht nur die so genannte Pink-Panther-Bande», sagt Martin Winckel vom internationalen Juwelier-Warndienst, der Juwelendiebstähle in ganz Europa mitverfolgt. «Diese Bande ist – so vermuten Polizeien und auch wir - ein loser Zusammenschluss von rund 200 Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien.» Es sei ein hochorganisiertes Netzwerk von Profis mit unterschiedlichen Fähigkeiten.
Für den Diamantenraub an der Schmuckmesse etwa hatten sich die Täter spezielle Zutritts-Badges für Aussteller beschafft. Wie sie das taten, ist unklar. Die Pink Panther müssten auch über Fachpersonal im Hintergrund verfügen, vermutet Martin Winckel: Eine Beute wie die vier Millionen-Diamanten könne schliesslich nicht einfach so weiterverkauft werden.
Möglicher Haupttäter gefasst
Der mutmassliche Haupttäter wurde 2013 in Ungarn gefasst. Er war 2011 nicht zum ersten Mal in Basel: Bereits 2010 soll er an der Baselworld Schmuck für rund 300'000 Franken abgeräumt haben. «Gerade Schmuckmessen oder auch Antikmessen stehen weltweit im Fokus von Tätern, weil sie eine Ansammlung ungeheuer hoher Werte auf kleinstem Raum darstellen», erklärt Winckel weiter.
Harmloser Familienvater oder gewiefter Bandenboss?
Der Angeklagte selbst bestreitet jedoch alle Vorwürfe. Er sei zu den Tatzeitpunkten nicht in Basel gewesen. Dass er dem Mann, der von der Überwachungskamera gefilmt wurde, in frappanter Weise ähnlich sieht, sei kein Beweis. «Ich habe ein Allerwelts-Gesicht und werde häufig verwechselt.» Er sei ein unschuldiger Familienvater, der sein Geld mit einer Strandbar in Montenegro verdiene.
Die zugezogenen Experten sind jedoch anderer Meinung. Eine genaue Bildidentifikation sowie eine 3D-Vermessung haben ergeben, dass der Angeklagte «sehr wahrscheinlich» der Mann auf dem Video sei. Auch eine DNA-Spur auf dem Vitrinenschlüssel stimmt mit der DNA des Angeklagten überein.
Trotz strengster Sicherheitsvorkehrungen ist die Basler Schmuck- und Uhrenmesse naturgemäss ein Honigtopf für Diamantendiebe, wie den 43-jährigen Mann, der sich ab heute in Basel den Fragen der Gerichtspräsidentin stellen muss.
(aebn;lin)