150'000 Petitionäre fordern einen Stopp der Pläne, im Gebiet der Balearen im Mittelmeer nach Erdöl zu bohren. Ibiza, Mallorca & Co. sollen weiterhin ein Lebensraum für Meeressäuger bleiben, verlangen sie. Die in der Schweiz ansässige Umweltorganisation Oceancare hat die Unterschriften dieser Tage der spanischen Regierung übergeben.
Konstruktive Gespräche in Madrid
«Wir hatten ein sehr konstruktives Gespräch im spanischen Umweltministerium», sagt Oceancare-Präsidentin Sigrid Lüber dazu. Trotzdem bleibe offen, ob die Erteilung der Bewilligung für die Suche nach Erdöl noch verhindert werden könne, so die Präsidentin der Umweltorganisation, die sich für den Schutz der Meere und ihrer natürlichen Bewohner einsetzt.
Bei der geplanten Suche nach Ölvorkommen auf den Balearen würde laut Angaben von Oceancare über Monate hinweg durch Druckluftkanonen alle 10 bis 15 Sekunden Explosionsschall mit bis zu 260 dB ausgesandt. Die Folgen für viele Meeresbewohner – darunter Wale und Delphine, aber auch kommerziell genutzte Fischarten – sind mitunter tödlich. «Für die akustisch orientierten Meerestiere sind diese Schallwellen ein ganz grosses Problem», so Lüber.
Scheinheilige Versprechen
Auch die von der betreffenden schottischen Erdöl-Bohrfirma versprochene umweltverträgliche Vorgehensweise sei keine Garantie, dass den Meerestieren nichts passiere: «Die Umweltverträglichkeits-Prüfungen werden vom Unternehmen selber gemacht und sind damit nicht unabhängig», betont Lüber. Zudem würde die Firma keineswegs wie versprochen die neuste Technik anwenden. Diese würde auf Ultraschall-Untersuchungen des Meeresuntergrunds basieren und wäre 1000 Mal weniger laut als die Druckluftkanonen.
Es sei auch keine zeitliche Einschränkung der Schalluntersuchungen vorgesehen. «Falls überhaupt dürfte man die Untersuchungen nur dann machen, wenn es möglichst wenige Tiere betrifft.» Viele der betroffenen Meerestiere seien nicht das ganze Jahr über in dem Gebiet um die Balearen anzutreffen. Doch dies werde im Projekt der Bohrfirma nicht beachtet. Wie Lüber ausführt, sind solche Massnahmen in anderen Ölbohrgebieten durchaus üblich, etwa im Golf von Mexiko.
Besondere Situation im Mittelmeer
Hinzu kommt die spezielle Lage des Mittelmeers, das nur durch den schmalen Durchgang von Gibraltar mit den Weltmeeren verbunden ist. Nur dort findet der Wasseraustausch statt: «Wenn im Mittelmeer eine Erdölkatastrophe passiert, ist das sehr dramatisch», sagt Lüber. Deshalb würden sie und ihre Organisation sich grundsätzlich gegen Ölbohrungen im Mittelmeer wehren.