Der in der Riesending-Schachthöhle verunglückte deutsche Höhlenforscher hat eine Nachricht an seine Angehörigen gesendet. «Er fühlt sich in der Trage sehr wohl und sendet liebe Grüsse an seine Familie», sagte ein Sprecher der Bergwacht am Samstagmorgen.
Inzwischen hat das Rettungsteam einen komplizierten Teil der Strecke geschafft. Die Mannschaft aus 14 Rettern und einem spezialisierten Arzt aus München befindet sich samt dem Verletzten im Abschnitt «Barbarossas Thronsaal», der vor dem Biwak 5 liegt.
Nach einer längeren Ruhepause wird ein italienisches Rettungsteam den Transport zum Biwak 4 fortsetzen. Bis dorthin reicht bislang auch der Draht des eigens verlegten Höhlentelefons, mit dem die insgesamt 60 Einsatzkräfte dann auch untereinander Kontakt halten könnten.
Der 52-Jährige war mit zwei Kollegen in die Höhle eingestiegen. Am Sonntagmorgen gerieten der erfahrene und trainierte Mitentdecker der Riesending-Schachthöhle und seine Kollegen in einen Steinschlag.
Der Mann hing am Seil, als er am Kopf getroffen wurde. Seine Kollegen schafften es, den Schwerverletzten an einen trockenen Ort zu legen.
Medizinischer Notfall in der Tiefe
Inzwischen ist bekannt, dass der Mann ein Schädel-Hirn-Trauma erlitt. «So ein Patient würde seit mehr als drei Tagen auf der Intensivstation liegen», sagte der deutsche Neurochirurg und erfahrene Höhlenarzt Michael Petermeyer, der das Einsatzteam in Berchtesgaden verstärkt.
Der verletzte Höhlenforscher habe aber wahrscheinlich das Schlimmste überstanden, so Petermeyer. «Die Schwelle der maximalen Gefährdung ist überschritten, aber er ist noch nicht über den Berg», sagte er.
Hilfe funktioniert international
Petermeyer steht in Kontakt mit Höhlenrettern aus der Schweiz, einem Arzt aus Österreich und einem aus Italien. Die Retter waren am Dienstag aufgebrochen und gut einen Tag über senkrechte Wände und enge Schächte hinabgestiegen.
«Diese Höhle ist eine absolute Ausnahme in Deutschland und wurde nur von sehr wenigen Höhlenforschern begangen. Heute sind wir froh um so eine enge Zusammenarbeit mit Schweizern, Österreichern und Italienern», sagte Stefan Schneider, stellvertretender Einsatzleiter der Bergwacht Bayern.
Die ärztliche Untersuchung des Forschers bezeichnete Schneider als «Meilenstein» im Verlauf der Rettungsarbeiten. Nach der Untersuchung sei möglicherweise klarer, wann und wie der Aufstieg mit dem Verletzten in Angriff genommen werden könne.
Sicherung der Zugangsrouten
Inzwischen haben weitere Helfer die Route zum Unglücksort gesichert. Unter anderem wurden an schwierigen Stellen Metallstifte in die glitschigen Felswände gebohrt. Zusätzliche Seile sollen den Rettern den Weg erleichtern. Teils wurden bestehende Seile ausgetauscht, weil sie verschlissen waren.
Sehr aufmerksam beobachten die Helfer den Wetterbericht. Unter anderem soll es Wärmegewitter geben. Starker Regen kann auch in Höhlen die Schluchten und Canyons gefährlich mit Wasser anschwellen lassen. Durch «geschickte Planung» sei hier inzwischen Vorsorge getroffen worden, sagte Schneider.