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Bild 1 von 7. Die 56-jährige Blacky offenbart im hohen Alter das grösste künstlerische Talent der Affengruppe. Den ersten Klecks hat sie mit verschiedenen Farben versehen. Bildquelle: Benjamin Egger .
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Bild 2 von 7. Ausdrucksstark in den Farben: Das zweite Werk der Affenmutter. Bildquelle: Benjamin Egger .
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Bild 3 von 7. Ein düsteres Stimmungsbild: Blacky, die älteste Affenmutter der Welt, hat sich bei dem dritten Versuch für dunkle Farben entschieden. Bildquelle: Benjamin Egger .
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Bild 4 von 7. Eine Zusammenarbeit zwischen Mutter und Sohn. Blacky hat das Bild begonnen. Den oberen, grünen Fleck hat ihr Kind Madschabu gemalt. Bildquelle: Benjamin Egger .
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Bild 5 von 7. Kräftige Farben: Das fünfte Bild von Blacky kommt im satten Rot daher. Bildquelle: Benjamin Egger .
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Bild 6 von 7. Eine einheitliche Fläche: Auch beim sechsten Versuch hat sich Blacky für einen rötlichen Akzent entschieden. Bildquelle: Benjamin Egger .
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Bild 7 von 7. Bei Blackys siebten Anlauf ist wieder eine konstante Fläche zu betrachten – diesmal aber im klassischen Blauton. Bildquelle: Keystone.
Schimpanse Madschabu nimmt den Pinsel. Rot auf den Boden, Blau auf das Gitter. Affe Fanny macht ein paar unkonzentrierte Striche auf ein Blatt Papier. Primate Blacky kleckst ebenfalls auf das Blatt.
Benjamin Egger notiert, fotografiert und filmt jede Woche die Malversuche der grössten Schimpansengruppe der Schweiz. Die Grundfrage seines Experiments: Können Schimpansen darstellende Formen malen? Zum Beispiel ein Dreieck oder einen Kreis? Bisher blieb es bei Kritzeleien, die mit dem Stadium eines Kleinkindes vergleichbar sind.
Pinsel und Farbe fressen
In den ersten sechs Monaten hat er bereits eine Entwicklung beobachtet: Die Maltechnik haben sich einige der 16 Primaten selbst beigebracht. Einige Handbewegungen gleichen dem Stil des Menschen – auch wenn die Meisten nur klecksen.
Der Versuch im Walter Zoo beruht auf dem Lustprinzip der Affen. Zuerst galt das Interesse vor allem Pinsel und Farbe. «Die Schimpansen haben bei den ersten Versuchen alles gefressen und das Papier zerrissen. Mittlerweile haben wir den Farben Bitterstoff beigefügt», erklärt der Künstler. Nun entdecken die Primaten in Gossau ihre malerischen Fähigkeiten. Dies ist der erste Versuch mit wilden Schimpansen. Sie müssen die Kunst aus einem Eigenantrieb entdecken. Die 56-jährige Affenmutter Blacky ist die Hoffnungsträgerin des Schweizer Künstlers. Sie offenbart im hohen Alter das grösste künstlerische Talent – auch wenn sie noch keine Formen malt.
Congo, der malende Affe
Der bekannteste Versuch mit einem handzahmen Affen stammt noch aus den 50er-Jahren. Unter intensiver Betreuung des Zoologen Desmond Morris erschuf der Schimpanse 400 Bilder und wurde zum Fernsehstar.
In der Kunstwelt stiessen seine Werke zuerst auf Hohn und Ablehnung. Doch nach einer Affenbilder-Ausstellung 1957 in London kehrte sich das Blatt. Miró und Picasso hängten sich die Gemälde ins Atelier, Salvador Dalí pries deren Qualitäten. 2005 wurden im Londoner Auktionshaus Bonham drei echte Congos für 33'000 Franken ersteigert.
Wissenschaft oder Kunst?
Das Projekt von Benjamin Egger hat einen anderen Anspruch. Der Künstler will verschiedene Wissenschaftler für seine Passion begeistern. Über 99 Prozent des Genmaterials des Schimpansen gleicht dem seines nächsten Verwandten, dem Menschen. Und doch gibt es erheblich Unterschiede. Doch lassen sich Rückschlüsse auf den Menschen ziehen? Kann der Archäologe so den Beginn der Höhlenmalerei erforschen? Oder Verhaltensforscher vergleichen, wie Bilder bei Kindern entstehen?
Noch steht der Versuch am Anfang und dauert noch mindestens bis im nächsten Jahr. Egger möchte jedoch das Experiment zu einem nationalen Forschungsprojekt ausdehnen. Egal welchen Fortschritt die Affen erzielen, für den Walter Zoo geht dieses Experiment bereits jetzt auf. Denn dank solchen Herausforderungen bleiben Schimpansen in Gefangenschaft agil und werden weniger aggressiv.