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Nicollier: «Es war eine spannende Zeit im All»
Aus News-Clip vom 22.09.2015.
abspielen. Laufzeit 9 Minuten 32 Sekunden.

Panorama «Ich würde gerne wieder in den Weltraum reisen»

Im Interview mit «Schweiz aktuell» spricht Ex-Astronaut Claude Nicollier über seine Erlebnisse im Weltall. Für ihn war es eine äusserst spannende Erfahrung. Trotz seines Alters von 72 Jahren: Er wäre bereit, nochmals ins All zu fliegen. Und: Nicollier glaubt an ausserirdisches Leben.

SRF News: Sie stehen neben einer Forschungsplattform, dem Satelliten «Eureka», den Sie vor 23 Jahren fast eigenhändig im Weltall ausgesetzt haben. Wie ist es, wenn Sie heute neben diesem Gerät stehen?

Claude Nicollier: Es ist immer eindrucksvoll auf der Erde Gegenstände zu sehen, die im Weltraum waren. Das hat Anziehungskraft. Denn wir haben nicht sehr viele Objekte auf der Erde, die aus dem All zurückkehren. Häufig werden diese ja beim Wiedereintritt in die Atmosphäre zerstört.

Infografik Parabelflug

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Die Schwerelosigkeit lässt sich nicht nur im Weltall erleben, sondern auch in einem umgebauten Airbus A310. Die Flüge sind der Forschung und zahlungskräftigen Touristen vorenthalten. Die Infografik zeigt, wie der Flug in die Schwerelosigkeit funktioniert, wie es im Inneren des Jets aussieht und noch einiges mehr.

Es gibt ganz wenige Menschen, welche die Chance haben, in den Weltraum zu reisen. Sie haben das vier Mal getan – mehr als jeder andere europäische Astronaut. Woran erinnern Sie sich?

Es gibt sehr viele Erinnerungen. Da sind zunächst einmal die Starts von der Rampe im Kennedy Space Center. Dann der Aufstieg in die Umlaufbahn, der jeweils rund achteinhalb Minuten dauerte. Hinzu kommt der Zustand des Schwebens. Der Übergang zur Schwerelosigkeit am Ende des Aufstiegs erfolgte sehr rasch und hielt für die nächsten zehn, zwölf Tage an. Ebenfalls unvergesslich ist die Sicht auf Erde und Himmel – im speziellen 16 Sonnenauf- und Untergänge pro irdischen Tag.

Auch der Wiedereintritt in die Erdatmosphäre war immer sehr eindrucksvoll. Es wird dann sehr heiss und hell, wenn man sich in 50 bis 60 Kilometer Höhe befindet.

Hinzu kommt natürlich die Arbeit, die man im All verrichtet hat – insbesondere die Reparaturarbeiten am Weltraum-Teleskop «Hubble». Das ist eine enorm positive Erinnerung und Erfahrung. Das Teleskop ist ein fantastisches Instrument zur Erforschung von Prozessen im Universum. Es gab ja zu Beginn einige Probleme – wie beispielsweise die falsche Form des Hauptspiegels – die behoben werden mussten. Für mich ist es grossartig, dass ich helfen konnte, dieses Teleskop zu reparieren.

Natürlich möchte ich nochmals gehen
Autor: Claude Nicollier Ex-Astronaut

Das war das erste Mal. Beim zweiten Einsatz waren Sie noch viel näher dran. Sie machten als erster europäischer Astronaut einen Weltraumspaziergang. Wie muss man sich das vorstellen?

Man muss im Vorfeld sehr viel trainieren. Besonders das Kontrollieren der eigenen Emotionen muss geübt werden. Man muss sich da draussen auf seine Aufgaben, die eigene Sicherheit und die Missionsziele konzentrieren. Der Ausseneinsatz dauerte mehr als acht Stunden. Ich arbeitete zusammen mit Mike Foale. Wir haben den Hauptcomputer von «Hubble» ausgewechselt und weitere Reparaturarbeiten erledigt. Im Training hatten wir dies geübt, für den Fall, dass es Probleme gibt. Und wir hatten dann auch tatsächlich einige Probleme im All. Es war harte Arbeit. Zwischendurch gönnten wir uns einen kurzen Blick auf die Erde. Doch diese Pausen dauerten jeweils nur zwischen 10 und 30 Sekunden. Dann setzten wir unsere Arbeit fort.

Man merkt, da ist sehr viel Leidenschaft und Emotion drin. Vermissen Sie das?

Ja, ich vermisse das. Natürlich möchte ich nochmals gehen. Und ich wäre psychisch und physisch gesehen immer noch in der Lage dazu. Aber ich darf dies nicht allzu laut sagen. Schliesslich hatte ich meine grosse Chance. Das wäre unfair jenen gegenüber, welche noch davon träumen und die Chance noch nicht hatten.

Claude Nicollier

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Legende: keystone

Claude Nicollier ist ausgebildeter Militär- und Swissair-Pilot. Ab1976 liess er sich zum Astronauten ausbilden. Er gehört zur ersten Gruppe europäischer Astronauten. Insgesamt absolvierte er vier Flüge ins All. Bei seiner letzten Mission war er 8 Stunden im Weltall. Für Schlagzeilen sorgte seine Mission zur Reparatur am Weltraum-Teleskop «Hubble».

Jetzt gibt es vielleicht weitere Möglichkeiten für einen Schweizer ins All zu fliegen. Was sind die nötigen Voraussetzungen?

Es ist eine Sache der Ausbildung, des Willens und dazu braucht es eine Portion Glück. Ich hatte damals viel Glück. Ich wurde nicht Astronaut, weil ich klüger oder besser war als andere. Damals hatte ich sehr grosse Freude an meiner Arbeit und als Militärpilot und Wissenschaftler die richtige Ausbildung. Das war eine gute Kombination. Heute gibt es viele junge Männer und Frauen, die als Astronauten arbeiten könnten. Allerdings: Es gibt nur sehr wenig Stellen. Die nächste Auswahl findet 2025 statt. Dann wird es wohl einige Schweizer haben, die sich bewerben. Ich hoffe, dass ein Schweizer oder eine Schweizerin das Rennen macht.

Die Weltraumforschung hat in den vergangenen Jahren grosse Fortschritte gemacht. Es geht heute auch um die Suche nach Leben im Universum und mögliche bewohnbare Planeten. Was meinen Sie, gibt es ausserirdisches Leben im Weltall?

Davon bin ich überzeugt – auch wenn ich keine Beweise dafür habe. Mit dem Weltraum-Teleskop konnte man sehen, dass es sehr viele Galaxien im Universum gibt. Jede Galaxie besteht aus 100 Milliarden Sternen und die meisten haben Planeten in ihrer Umgebung. Deshalb bin ich überzeugt, dass das Universum voll von Leben ist. Wo und in welcher Form dies ist, kann ich nicht sagen.

Das Gespräch führte Michael Weinmann.

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