Bisher hat der Journalismus das Internet vor allem zur Beschleunigung genutzt, was zwangsläufig zu einer Verknappung der Berichterstattung führen musste. Dem will ein deutsches Online-Magazin nun entgegentreten. Vor rund zwei Wochen ist «Krautreporter» an den Start gegangen.
Der Zusammenschluss von 30 deutschsprachigen Journalistinnen und Journalisten hat sich nicht weniger zum Ziel gesetzt, als «den Qualitätsjournalismus im Internet zu retten». Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen sie die Mithilfe ihrer Leserschaft. Und finanzielle Unterstützung.
Professor Chistoph Neuberger, Medienwissenschaftler an der Ludwig-Maiximilians-Universität in München erklärt gegenüber SRF: «Die Krautreporter liefern insofern ein neues Konzept, weil man durch eine Community gemeinsam lernen möchte, wie man Qualitätsjournalismus entwickeln kann.» Zur Community gehören Unterstützer, Leser und Autoren.
Freie Themenwahl
«Krautreporter» bittet die Leser aktiv um Informationen, Ideen und Kontakte, die für die Recherche zu einem Thema interessant sein könnten. Auch Kommentare zu den Texten sind gefragt – doch nur von denjenigen, die bezahlen. Die Mitglieder werden an verschiedenen Stellen aufgefordert, sich nicht nur konstruktiv mit dem Inhalt der Texte, sondern auch direkt mit der Plattform und der Erzählweise der Geschichten auseinanderzusetzen.
Die Macher wollen auch konkret wissen, welche Themen die Leser wirklich interessieren. Bislang ist die Themenpalette sehr breit. In den letzten Tagen konnte man zum Beispiel Interviews zum Palästina-Konflikt lesen, eine Kritik zur Genmais-Forschung oder eine Recherche über den Paketboten, der immer dann kommt, wenn man nicht zuhause ist.
Die Themenauswahl liegt ganz bei den Autorinnen und Autoren. Gewichtet und geordnet wird nicht. Der neueste Artikel steht immer zu oberst.
Geld reicht für 12 Monate
«Krautreporter» ist das erste Crowdfunding-Projekt im deutschen Journalismus. Das erste Jahr ist durch 900'000 Euro, die die Journalisten in einer Crowdfunding-Kampagne eingesammelt hatten, gesichert.
Das Online-Magazin ist werbefrei und hat keine Bezahlschranke. Für das weitere Überleben braucht es darum möglichst bald zahlende Leser. Das wird wohl die grösste Hürde.