Vor 100 Jahren gründete Albert Schweitzer in Lambaréné im heutigen Gabun sein Urwaldspital. An einer Gedenkfeier im Basler Münster würdigten am Morgen prominente Vertreter von Kirche und Politik die Leistung des «Urwalddoktors».
Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf sagte, Schweitzer sei für sie selber ein Vorbild. Seine Tatkraft, seine Menschlichkeit und seine Beharrlichkeit seien beeindruckend. Im Anschluss an die Feier wurde eine Gedenktafel an einem Baum neben dem Münster enthüllt.
Kritik an Albert Schweitzer
Albert Schweitzer wurde in den fünfziger Jahren zum Helden, ja sogar zum Heiligen erklärt – besonders in den USA. Mitten im Kalten Krieg symbolisierten er und sein Spital in Lambaréné Nächstenliebe und Menschlichkeit. 1952 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen.
Heute wird Schweitzer auch kritisch beurteilt, am härtesten in Afrika selber. Einer der profiliertesten Kritiker in der Schweiz ist der Journalist und Afrika-Kenner Al Imfeld. Er war 1954 als 20jähriger selber nach Lambaréné gepilgert zu seinem grossen Vorbild. Doch dieses stürzte innert weniger Tage vom Sockel.
«Die haben noch keine Kultur»
Imfeld schockierte besonders, dass Schweitzer die Afrikaner nicht als gleichwertig ansah: «Er hat mir gesagt: ‹Schau, die sind noch Kinder, die müssen wir jetzt langsam zu Erwachsenen heranziehen und müssen ihnen Kultur geben. Die haben noch keine Kultur.›»
Gleichzeitig mit Imfeld war damals auch der damalige südafrikanische Innenminister in Lambaréné. In Anwesenheit von Imfeld sagte Schweitzer, die Apartheid sei der richtige Weg, die «Neger» seien noch nicht auf dem Niveau der hochentwickelten südafrikanischen Kultur. Imfeld reiste erschüttert ab.