In den USA ist alles ein wenig grösser: Die diesjährige Maker Faire im kalifornischen San Mateo zählte gut 145'000 Besucher. Und auch die World Maker Faire in New York wird jeweils von fast 100'000 Menschen besucht. Selbst US-Präsident Barak Obama führte 2014 im Weisse Haus in Washington eine eigene Maker Faire – zu Deutsch: Messe – durch. Die USA feiern seitdem im Juni eine «Week of Making». Die EU kennt mit der «European Maker Week» ein ähnliches Projekt.
Die Maker-Bewegung ist also auf der grossen Bühne angekommen. Politiker und Behörden sehen im Selbermachen nicht zuletzt einen Weg, Jugendliche für den Umgang mit Technologie zu begeistern. Und die Maker-Szene soll den Boden für innovative Hardware-Startups ebnen.
Die Ziele der Maker selbst sind dagegen meist weniger zweckgerichtet. Die Bastler werden von einer geradezu subversiven Freude am Spiel mit Technologie getrieben. Sie schrauben Geräte auf und suchen nach neuen Einsatzmöglichkeiten, ohne sich auch nur im Geringsten um Herstellergarantien und vorgeschriebene Verwendungsarten zu kümmern. So sind sie eine Art Hardware-Entsprechung zum Computer-Hacker, der in den Quellcode einer Software eindringt.
2200 Stunden für den Eiffelturm
In Europa fanden in Rom, Paris oder Berlin in den vergangenen Jahren bereits verschiedene grosse Maker-Faires statt. Die Schweizer Premiere fand an diesem Wochenende in Zürich statt. Zwar war es nur eine Mini Maker Faire. Mit über 2000 Besuchern und rund 100 ausstellenden Makern machte sie aber keinen so kleinen Eindruck.
Am Samstag und Sonntag drängte sich eine fröhliche Menge von Männer, Frauen, Senioren und Kinder um die Tische im Jugendkulturhaus Dynamo. In einer Ecke forderte ein 4-Gewinnt-Roboter zum Duell, der von einer künstlichen Intelligenz gesteuert wurde. In einer anderen war ein 53 Kilo schwerer, 3 Meter hoher Eiffelturm zu sehen – gefertigt von zwei 3D-Druckern, die dafür 2200 Stunden brauchten, also drei Monate.
DIWO: Do-it-with-others
Die Unterstützung durch Hi-Tech Maschinen wie 3D-Druckern oder computergesteuerten CNC-Fräsen ist denn auch eines der wichtigsten Merkmale, das die Maker von den Bastlern vergangener Tage unterscheidet. Das sagt auch Thomas Amberg, einer der Mitveranstalter der Mini Maker Faire Zürich: «Heute kann jeder in ein Fablab gehen, also eine offene Werkstatt, und dort mit einer CNC-Fräse seine eigenen Möbel herstellen – nach frei verfügbaren Plänen aus dem Internet.»
Damit spricht er auch einen weiteren Unterschied zum einsamen Bastler im Hobbykeller an: Die Vernetzung. Genau so wichtig wie Do-it-yourself ist für Maker die Devise Do-it-with-others, also das gemeinsame Arbeiten und Austauschen von Informationen. Darum machen sie ihre Projekte in der Regel übers Internet allen zugänglich. «Ein Maker, der in einem abgelegenen Dorf wohnt, kommt so an Baupläne und findet eine Community, die ihm zeigt, dass er mit seinen Interessen nicht alleine ist», so Amberg.
Das Weitergeben von Wissen stand auch an der Mini Maker Faire in Zürich im Zentrum. An 16 Vorträgen konnten sich die Teilnehmer über Themen wie «Industriedesign 4.0», digitales Handwerk oder Cosplay informieren. Und wer gleich selbst Hand anlegen wollte, für den standen Bastelstationen mit Lötkolben bereit – oder Workshops, in denen man Roboter bauen und T-Shirts bedrucken konnte.