Eigentlich sind wir in der Schweiz ja sicher vor vielen Naturgefahren. Keine Tsunamis, keine Taifune und so weiter. Eine Naturgewalt aber lauert seit jeher in unseren Bergen: die Lawine.
Mit bis zu 300 Kilometern pro Stunde donnern Lawinen zu Tal und entfalten dabei ungeheure Kräfte. Dementsprechend hat der Schutz vor ihnen in Bergtälern absolute Priorität.
Im Wallis kommen dafür neu auch Radar-Systeme zum Einsatz, die innert Sekunden eine Strassen-Sperrung auslösen können – eine Technologie, die das Sprengen von Lawinen zwar nicht ersetzt, aber ergänzen kann.
Lawinen werden registriert wie Autos geblitzt
Hoch über dem Dorfeingang, auf 1800 Metern, steht die weltweit erste Radaranlage für Lawinen. Das von der jungen Zürcher Firma Geopraevent entwickelte System überwacht den gegenüberliegenden, zwei Kilometer entfernten Lawinenhang.
«Sie kennen den Radar vom Autofahren, wenn sie geblitzt werden», erklärt Lorenz Meier, Geschäftsführer Geopraevent AG: «Dieses System funktioniert ganz ähnlich. Wir schicken Radarstrahlung auf den Berg, und wenn sich dort etwas bewegt, bekommen wir ein Signal zurück.»
Die Radaranlage wertet die Daten in Echtzeit aus. Erkennt das System eine Lawine und schlägt auch der zweite tiefer im Tal liegende Sensor Alarm, wird die Zufahrtsstrasse innert Sekunden vollautomatisch gesperrt.
Vom Büro aus erforderliche Massnahmen treffen
Wenn Zermatt 2016 auch noch nicht so gigantische Schneeniedergänge erlebt hat wie im vergangenen Jahr, hat sich das neue Alarmsystem doch schon bewährt. Mehrere kleinere Abgänge hat es korrekt erkannt. Letztmals vor wenigen Tagen.
«Gestern morgen hatten wir einen Alarm. Dann haben wir sofort schauen können, wo sich die Lawine gelöst hat. Sie ist nicht bis zum unteren Radar gekommen, so dass dieser nicht angegeben hat. Weil wir demnach gewusst haben, dass es ich um ein kleines Ereignis handelt, haben wir vom Büro aus beschliessen können, die Strasse wieder zu öffnen.»
Offen für neue Ideen
Finanziert wird das Zermatter Pilotprojekt zur Mehrheit vom Kanton Wallis. Beim Amt für Naturgefahren stehen, wie es heisst, die Türen offen für weitere innovative Ideen.
«Der Kanton Wallis hat die angewandte Forschung schon immer unterstützt», sagt Pascal Stoebener, Sektionschef Naturgefahren VS: «Wir bezahlen beispielsweise jedes Jahr einen namhaften Betrag für ein Lawinenforschungsprojekt. All die Systeme, die uns gezeigt werden, prüfen wir ganz genau auf ihre Umsetzbarkeit.»