Zuerst eine Kostprobe:
Da gab’s einen Alten in Gibraltar,
der badete bloss jedes Schaltjahr.
Das letzte Bad zwar,
das verschob er fünf Jahr,
weil das Schaltjahr in Gibraltar so kalt war.
Ein helvetischer Limerick der Spitzenklasse aus der Feder des unvergesslichen César Keiser. Die behende Wortkunst soll sich nun mit dem Vokabular und der Bilderwelt der Gosse paaren, wenn es nach dem «Spectator» ginge, der britischen Wochenzeitschrift und Kaderschmiede der Konservativen Partei.
Zielsicher unter die Gürtellinie
Das Magazin hat nämlich einen Wettbewerb ausgeschrieben mit einem Preisgeld von 1000 Pfund Sterling für den obszönsten und beleidigendsten Limerick gegen den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan.
Der «Spectator» empört sich, in bester britischer Tradition, gegen die gebückte Haltung der deutschen Regierung bei der Verteidigung der Redefreiheit im Fall Böhmermann. Und damit gegen die Bereitschaft, die Ehre eines orientalischen Despoten vor einem deutschen Gericht zu verteidigen.
Die Redaktion verlangt keine Limericks, stellt sich aber auf den Standpunkt, man könne jede lohnende Beleidigung auf die fünf verfügbaren Verszeilen komprimieren. Als Themen empfiehlt das Blatt die Grösse von Erdogans Fortpflanzungsorgan, seine schwüle Nähe zu Ziegen und seine Unzuverlässigkeit in der Nähe eines Zoos. Politische Nuancen seien nicht von vornherein ausgeschlossen, hätten aber wenig Chancen auf das Preisgeld.
Der «Spectator» schwingt sich so zum Ritter ohne Furcht und Tadel für eine alte englische Tradition auf: Die Waffe des Spotts ist bei zweifelhaften Autokraten, die sich selbst ungebührlich ernst nehmen, besonders gefürchtet.