Die letzten Tage im Pistorius-Prozess
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Bild 1 von 13. Oscar Pistorius nahm das Urteil mit Fassung auf. Mit der Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung habe er nach Meinung zahlreicher Experten «sehr viel Glück» gehabt. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 13. Für die Familie des Opfers war das Urteil ein harter Schlag. Vater Bary Steenkamp verliess den Saal vorzeitig. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 13. Paralympics-Star Oscar Pistorius kämpfte sich vor dem Gerichtssaal durch die Journalisten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 13. Einsam beim Schuldspruch: Pistorius wurde im Gerichtssaal streng bewacht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 13. Schwester Aimee Pistorius (Mitte) nahm das Urteil mit stoischer Mine zur Kenntnis. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 13. Pistorius kämpfte auch am letzten Prozesstag mit den Tränen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 13. Richterin Thokozile Masipe verwarf den Mordvorwurf gegen Pistorius... Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 13. ...trotzdem muss er mit einer langjährigen Haftstrafe rechnen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 13. Auch die Eltern des Opfers Reeva Steenkamp waren im Gerichtssaal dabei. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 13. Am Tag der Urteilsverkündung tröstete der Onkel von Oscar Pistorius diesen während des Prozesses. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 13. Die Reaktion von Pistorius auf das Urteil von Richterin Masipa, die ihn der fahrlässigen Tötung schuldig sprach. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 13. June Steenkamp, die Mutter des Opfers, hielt ihre Cousine im Arm, während die Richterin das Verdikt verlas. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 13. Pistorius verliess am 12. September das Gerichtsgebäude. Das Strafmass wird diese Woche erwartet. Bildquelle: Keystone.
Richterin Thokozile Masipa sprach Oscar Pistorius in Pretoria der fahrlässigen Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp schuldig. Von drei weiteren Anklagepunkten – darunter Mord und illegalem Waffenbesitz – wurde der 27-Jährige freigesprochen.
Die Richterin legte das Strafmass wie erwartet noch nicht fest. Es wird ab dem 13. Oktober bekanntgegeben. In der Zwischenzeit können Staatsanwaltschaft und Verteidigung Gründe entweder für ein besonders hartes Urteil oder für mildernde Umstände vorlegen. Pistorius durfte unterdessen auf Kaution das Gericht verlassen und darf bis auf Weiteres in Freiheit bleiben.
«Viele Rechtsexperten in Südafrika sind der Meinung, dass das Urteil härter hätte ausfallen müssen», fasst SRF-Korrespondentin Christina Karrer das Echo vor Ort zusammen. Auch die Bevölkerung sei mehrheitlich empört und schockiert. «Viele können nicht begreifen, warum ausgerechnet Pistorius mit einem so milden Urteil davonkommt.»
Strafmass bleibt vorerst spekulativ
Für die Staatsanwaltschaft ist das Urteil eine Niederlage. Aus Sicht der Anklage tötete Pistorius seine Freundin Steenkamp absichtlich, als er in der Nacht zum Valentinstag 2013 in seinem Haus durch eine geschlossene Tür schoss.
Bei fahrlässiger Tötung gibt es keine Mindeststrafe. Pistorius könnte deshalb mit einer Bewährungsstrafe davonkommen. Im schlimmsten Fall drohen ihm allerdings noch immer bis zu 15 Jahre Haft.
Mit Blick auf Prozessverlauf und Urteilsbegründung meint Christina Karrer beim Strafmass eine Tendenz erkennen zu können. «Ich glaube nicht, dass sich Pistorius‘ Behinderung strafmildernd auswirken wird und gehe deshalb von einer mehrjährigen Haftstrafe für Pistorius aus.»
Richterin glaubt Einbrecher-Geschichte von Pistorius
Pistorius selbst nahm den Schuldspruch mit Fassung auf. Er zeigte kaum eine Regung. Nach Verlesung des Urteils schien er sich stattdessen leicht vor der Richterin zu verbeugen. Am Vortag hatte er wiederholt im Gerichtssaal geweint.
Der beinamputierte Paralympics-Star hat die Schüsse nie bestritten. Er argumentiert aber, hinter der geschlossenen Toilettentür einen Fremden vermutet und aus Panik vor dem vermeintlichen Einbrecher geschossen zu haben. Dem folgte die Richterin in ihrer Urteilsbegründung.
Langes Berufungsverfahren möglich
Pistorius darf wohl zunächst ins Haus seines Onkels zurückkehren, wo er seit seiner Freilassung auf Kaution im vergangenen Jahr wohnt. Nach der Verkündung des Strafmasses in wenigen Wochen könnte er laut südafrikanischen Rechtsexperten sofort in ein Gefängnis gebracht werden.
Dann müsste Pistorius erneut einen Antrag stellen, um auf Kaution freizukommen, bis ein mögliches Berufungsverfahren abgeschlossen ist. Das neue Verfahren könnte rund ein Jahr dauern.
Der Fall Pistorius – eine Chronologie in Bildern
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Bild 1 von 25. Model und Moderatorin Reeva Steenkamp und Paralympics-Star Oscar Pistorius waren seit November 2012 ein Paar. Am Abend des 13. Februars 2013 kommt Steenkamp zu ihrem Freund Pistorius nach Hause – dann fallen vier Schüsse. Am 14. Februar wird die 29-jährige Steenkamp gegen 4 Uhr Ortszeit erschossen aufgefunden. Bildquelle: Keystone/ Archiv (4. November 2012).
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Bild 2 von 25. 14./15. Februar 2013: Pistorius wird nach den tödlichen Schüssen auf seine Freundin Reeva Steenkamp festgenommen. Wegen Mordverdachts erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 25. 21. Februar 2013: Es wird bekannt, dass der leitende Polizeiermittler im Fall Pistorius, Hilton Botha, selbst unter dem Verdacht des siebenfachen versuchten Mordes steht. Er wird von seinen Aufgaben entbunden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 25. 22. Februar 2013: Pistorius kommt überraschend gegen Kaution von einer Million Rand (etwa 95'000 Franken) und Auflagen frei. Der Richter kritisiert Staatsanwaltschaft und Polizei: Es gebe keine klaren Beweise für eine vorsätzliche Tat. Aber auch Pistorius' Aussage sei widersprüchlich. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 25. 3. März 2014: In Pretoria beginnt unter den Augen der Weltöffentlichkeit der Prozess gegen Oscar Pistorius. Das Verfahren wird zu grossen Teilen live im Fernsehen und Radio übertragen. Zahlreiche Journalisten aus der ganzen Welt verfolgen den Prozess. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 25. 10. März 2014: Bei der Aussage des Pathologen, der Steenkamps Leiche obduziert hat, bricht Pistorius zusammen und übergibt sich. Bildquelle: Reuters.
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Bild 7 von 25. 19. März 2014: Die tödlichen Schüsse durch die geschlossene Badezimmertür werden vor Gericht erörtert. Der Ballistiker belastet den Angeklagten mit seiner Aussage schwer. Demnach hätte die 29-Jährige zwischen den Schüssen Zeit gehabt, zu schreien, bevor sie starb. Pistorius hätte somit wissen können, wer hinter der geschlossenen Tür war. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 25. 7. April 2014: Oscar Pistorius tritt erstmals selbst in den Zeugenstand und wird von seinem Verteidiger Barry Roux befragt. Er berichtet, wie oft er in der Vergangenheit Opfer und Zeuge von Gewaltverbrechen wurde. Die Aussage soll belegen, dass sich der Angeklagte nicht ohne Grund vor einem Einbrecher in seinem Haus fürchtete. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 25. 9. April 2014: Zum ersten Mal nimmt Staatsanwalt Gerrie Nel Oscar Pistorius ins Kreuzverhör und setzt ihn unter Druck. Der Ton im Gericht ändert sich deutlich. Nel lässt ein Video zeigen, das Pistorius und einen Freund bei Schiessübungen auf eine Melone zeigt. Darin sagt Pistorius, dass die Melone «viel weicher sei als ein Gehirn». Bildquelle: Reuters.
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Bild 10 von 25. 26. Mai 2014: Der Angeklagte wird auf Anordnung des Gerichts Tagespatient in der Psychiatrie. Die bis zum 20. Juni dauernde Beobachtung soll Aufschluss über die Schuldfähigkeit geben. Eine Psychiaterin hatte Pistorius eine Angststörung bescheinigt. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 25. 30. Juni 2014: Pistorius ist laut psychiatrischen Gutachtern voll schuldfähig. Der Staatsanwaltschaft verliest die Expertisen in Auszügen in der Verhandlung. Bildquelle: Reuters.
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Bild 12 von 25. 8. Juli 2014: Die Beweisaufnahme wird abgeschlossen. Insgesamt hatten Anklage und Verteidigung 36 Zeugen aufgeboten. Die 66-jährige Richterin Thokozile Masipa (rechts) wird das Urteil gegen Pistorius fällen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 13 von 25. 7. August 2014: Der Anwalt des Paralympics-Stars Oscar Pistorius weist in seinem Schlussplädoyer den Mordvorwurf zurück und plädiert auf Freispruch. Sein Mandant habe sich gegen einen vermeintlichen Einbrecher wehren wollen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 14 von 25. 8. August 2014: Staatsanwalt Gerrie Nel bezichtigt Pistorius in seiner Schlussrede der Lüge und erklärt, der Sportler habe die Wahrheit bei seinen Aussagen stets zu seinen Gunsten verdreht. Er habe einen vorsätzlichen Mord begangen und müsse in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen werden. Pistorius' Verteidiger fordert Freispruch. Bildquelle: Reuters.
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Bild 15 von 25. 11. September 2014: Richterin Thokozile Masipa spricht Pistorius von den Vorwürfen des Mordes und des Totschlages frei. Pistorius wird emotional durchgeschüttelt. Die Fortsetzung der Urteilsverkündung wird auf den Folgetag verschoben. Bildquelle: Reuters.
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Bild 16 von 25. 12. September 2014: Pistorius wird wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässigen Waffengebrauchs in einem Fall schuldig gesprochen – das Strafmass ist noch offen. Es liegt allein im Ermessen der Richterin. Bildquelle: Reuters.
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Bild 17 von 25. 12. September 2014: Für die Familie des Opfers ist das Urteil ein harter Schlag. Vater Barry Steenkamp verliess den Saal vorzeitig. Bildquelle: Reuters.
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Bild 18 von 25. 17. Oktober 2014: Nach viertägigen Anhörungen fordert die Staatsanwaltschaft mindestens zehn Jahre Haft. Die Verteidigung plädiert auf Hausarrest sowie gemeinnützige Arbeit. Im Bild: Richterin Thokozile Masipa. Bildquelle: Reuters.
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Bild 19 von 25. 21. Oktober 2014: Richterin Thokozile Masipa verurteilt Pistorius wegen der tödlichen Schüsse zu fünf Jahren Haft. Für den fahrlässigen Gebrauch einer Waffe in einem anderen Fall verhängt sie ausserdem drei Jahre Haft auf Bewährung gegen den 27-Jährigen. Er wird nach der Strafmassverkündung sofort ins Gefängnis gebracht. Bildquelle: Reuters.
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Bild 20 von 25. 10. Dezember 2014: «Erfolg» für Staatsanwalt Gerrie Nel: Ein südafrikanisches Gericht lässt die von der Staatsanwaltschaft beantragte Berufung zu. Sie hatte am 27. Oktober angekündigt, den Schuldspruch und das Strafmass anzufechten. Damit wird der Fall Pistorius neu aufgerollt. Bildquelle: Reuters.
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Bild 21 von 25. 13. März 2015: Der Einspruch von Pistorius' Verteidigung gegen das Berufungsverfahren wird abgewiesen. Der Prozess wird definitiv neu aufgerollt. Bildquelle: Reuters.
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Bild 22 von 25. 20. Oktober 2015: Die Sprecherin der Familie Pistorius, Anneliese Burgess, verkündet den Medien: Oscar Pistorius wird aus der Haft in den Hausarrest entlassen. Dies hatte die Kommission für vorzeitige Haftentlassung am 15. Oktober entschieden. Er hält sich im Haus seines Onkels Arnold auf. Bildquelle: Reuters.
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Bild 23 von 25. 3. Dezember 2015: Ein Berufungsgericht kippt das Urteil der fahrlässigen Tötung aus erster Instanz. Richter Eric Leach verurteilt Oscar Pistorius neu wegen Mordes. Der Angeklagte habe mit klarer Absicht gehandelt. Zur Bestimmung des Strafmasses geht der Prozess zurück ans Obergericht in Pretoria. Bildquelle: Reuters.
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Bild 24 von 25. 8. Dezember 2015: Pistorius wird auf Bewährung in Hausarrest entlassen. Dieser wird bis zum Urteilstermin verlängert. Bildquelle: Reuters.
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Bild 25 von 25. 6. Juli 2016: Das zuständige Gericht in Pretoria verkündet das Strafmass. Pistorius wird zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Bildquelle: Keystone.