Im Prozess gegen Oscar Pistorius hat Richterin Thokozile Masipa den Mordvorwurf verworfen. Totschlag schloss sie ebenfalls aus. Der Paralympics-Star wird damit um eine lebenslange Haftstrafe herumkommen. Das Urteil will die Richterin heute verkünden.
In der Urteilsverkündung im Prozess gegen Oscar Pistorius hat Richterin Thokozile Masipa gestern einen vorsätzlichen Mord ausgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft habe dafür nicht genügend Beweise vorbringen können, sagte die Richterin am High Court in Pretoria. Kurz darauf entlastete sie den Angeklagten auch vom Vorwurf des Totschlags.
Wahrscheinlich ist nun eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung. Dafür drohen Pistorius mehrere Jahre Gefängnis, es könnte aber auch eine Geldstrafe oder Gemeindearbeit bedeuten.
Die Richterin hat den Prozess nach einer längere Pause am gestrigen frühen Nachmittag wieder aufgenommen nur um gleich darauf ihre Urteilsverlesung zu unterbrechen und auf heute zu vertagen. Über das konkrete Strafmass wird aber wohl erst in circa vier bis sechs Wochen entschieden.
«Es gibt nur Indizien»
Zuvor hatte Masipa dem ehemaligen südafrikanischen Sprintstar vorgeworfen, seine tödlichen Schüsse bewusst abgegeben zu haben. Es sei seine «bewusste Entscheidung» gewesen, als er vier Schüsse durch die geschlossene Tür abgegeben habe: «Der Angeklagte hat die Waffe benutzen wollen. Er hat aber nicht die Möglichkeit vorhergesehen, dass er die Person hinter der Tür töten könnte», führte die Richterin aus.
Dass Pistorius wusste, dass sich hinter der Tür seine Freundin befand, habe sich nicht beweisen lassen. «Die Schuld ist nicht ausreichend bewiesen, es gibt nur Indizien», so Masipa. Zuvor hatte die Richterin bereits erklärt, dass Aussagen verschiedener Zeugen der Anklage nicht verlässlich gewesen seien.
Pistorius nahe am Zusammenbruch
Der einstige Paralympics-Star hat die Schussabgabe nie bestritten. Er argumentiert aber, im Badezimmer einen Fremden vermutet und aus Panik vor dem vermeintlichen Einbrecher gehandelt zu haben.
Während der Urteilsverlesung brach Pistorius in Tränen aus. Er wurde von einem Weinkrampf geschüttelt und war erkennbar nahe an einem Zusammenbruch, als Masipa den Hergang in der Tatnacht im Februar 2013 mit ihren Worten schilderte und rechtlich einordnete.
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