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Panorama Schlechte Prognosen: Dauerregen bis Donnerstag

Die Hochwasserlage am Lago Maggiore wird auf Gefahrenstufe 5 eingestuft. Und Entspannung ist bis Donnerstag nicht in Sicht. In Locarno sind bis zu 1500 Personen vom steigenden Seewasserspiegel betroffen. Am Dienstagmorgen wurde darum in Locarno das Spital Santa Chiara evakuiert.

Seit Sonntag regnet es auf der Alpensüdseite unablässig. Im Tessin fielen bis Dienstagnachmittag 120 bis 150 Millimeter Regen. Bis Donnerstagnacht werden im Tessin und im Simplongebiet weitere 40 bis 90 Millimeter, lokal auch 120 Millimeter, erwartet, berichtet SRF Meteo .

Gemäss dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) herrscht bis Freitag Mittag am Lago Maggiore die höchste Gefahrenstufe 5 und am Lago di Lugano mit der Stufe 4 grosse Gefahr. Der Pegelhöchststand wird für Donnerstagmorgen erwartet und könnte bei 196,5 Metern liegen. Er würde damit den Wert aus dem Jahr 2002 übertreffen. Für die Flüsse Tresa gilt die Stufe 3 (erhebliche Gefahr) und für die Maggia und den Ticino mässige Gefahr bei Stufe 2.

Hochwassergefahr in Locarno

Infos zum Wetter

In Locarno ist in den vergangenen drei Tagen soviel Regen gefallen wie sonst in einem durchschnittlichen November. Laut SRF-Korrespondent Gianluca Galgani steigt der See an der Uferpromenade in Locarno rund 2,5 Zentimeter pro Stunde. Am Donnerstag sei vor allem im Quartiere Nuovo rund ein halber Meter Wasser zu erwarten.

Darum ist für morgen Mittwoch eine weitere Evakuierung vorgesehen. 15 Personen aus einem Behindertenheim werden an einen sicheren Ort gebracht. Im Quartiere Nuova sind derzeit 1500 bis 2000 Personen betroffen. Die grösste Sorge des Zivilschutzes sei aber die Erdrutschgefahr wegen den völlig durchnässten Böden, sagt Galgani.

Seit Montagnachmittag legen die Einsatzkräfte des Zivilschutzes in den Ufergebieten der Tessiner Seen Stege aus, damit überschwemmte Gebiete überquert werden können. Zusammen mit der örtlichen Polizei, der Feuerwehr und der Gemeinde koordiniert der Zivilschutz die Hochwassermassnahmen in Locarno.

Erste Evakuierungen

Wegen dem steigenden Lago Maggiore wurde am Dienstagmorgen in Locarno das Spital Stanta Chiara in der Nähe des Sees evakuiert. Laut dem Klinikdirektor Guido Bernasconi unterstützten Rekruten der Sanitätsschule aus Airolo (TI) die Krankentransporte. 20 Personen, als akute Notfälle eingestuft, wurden in das nahe gelegene Spital «La Carità» verlegt. Die rund 60 weiteren Patienten wurden in Altersheime oder in ambulante Anlaufstellen umquartiert.

Tiefdruckgebiet wirkt wie Wasserpumpe

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Dass erstmals die höchste Gefahrenstufe ausgerufen wurde, hängt damit zusammen, weil das neue Messsystem erst einige Jahre alt ist. Die Regenfälle der letzten Tage haben denn auch historisches Ausmass. Für Peter Pöschl von SRF Meteo ist es einzuordnen als das fünft- oder sechstgrösste Ereignis in der Geschichte der Niederschläge im Tessin.

Speziell sei auch die aktuelle Wetterlage, wo warme und feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum in Richtung Tessin fliesst. Das praktisch stationäre Tiefdruckgebiet über Grossbritannien «funktioniert wie ein Förderband und transportiert permanent Regenwolken ins Tessin», erklärt Pöschl.

Mit den riesigen Niederschlagsmengen kommt im Maggia- und im Verzascatal oberhalb von 2200 Metern auch noch die Lawinengefahr dazu. In der Region gilt Lawinenwarnstufe 4, die zweithöchste von fünf Stufen. Dort sind in den vergangenen zwei Tagen bis zu 140 Zentimeter Neuschnee gefallen.

Todesopfer in Ligurien

In Norditalien haben die Unwetter in der Nähe von Genua zwei Menschenleben gefordert. Die Leichen eines Ehepaars wurden in den Trümmern ihres Hauses in der Ortschaft Leivi gefunden, das von einem Erdrutsch verschüttet worden war. Gemäss dem italienischen Zivilschutz mussten in Ligurien um Genua mehr als 100 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Viele Haushalte waren ohne Strom, zahlreiche Schulen blieben geschlossen.

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