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Panorama Schnell, attraktiv und umstritten - Jetboote auf dem Brienzersee

Mit einem Jetboot über den Brienzersee sausen. Damit soll die Region Interlaken touristisch attraktiver werden. Natur- und Umweltschützer sind empört, denn technisch gesehen könnten Jetboote künftig auch auf anderen Seen zugelassen werden. Mit einem Vorstoss wollen die Grünen den Trend stoppen.

Mit den beschaulichen Stunden auf dem sanften Brienzersee wird es ab Anfang Mai wohl vorbei sein. Geht es nach den Betreibern der Jetboat Interlaken GmbH soll ihr Jetboot zweistündlich den Brienzersee hoch- und runterflitzen – und so die Nerven der arabischen und asiatischen Touristen kitzeln.

Das Boot bietet Platz für elf Personen und erreicht eine Geschwindigkeit von 60 km/h. Wenngleich Simon Hirter von Jetboat Interlaken relativiert, man wolle nicht schneller als 55 km/h fahren, das habe nichts mit einem Adrenalinstoss zu tun.

Trotzdem: Tourismus Interlaken frohlockt, denn der neue Wasserkick könnte in der Region mit einem bereits bestehenden Outdoor-Angebot eine gute Ergänzung sein.

Technisch gesehen steht der neuen Geschäftsidee nichts mehr im Wege. Das umstrittene Jetboot, das durch einen Wasserstrahl angetrieben wird, hat die Prüfung durch das bernische Schifffahrtsamt bestanden. Ausschlaggebend für die Bewilligung ist nicht die Geschwindigkeit, sondern der Dezibelwert. Das Brienzer Jetboot hat denn auch den maximalen Dezibelwert von 72 mit 71 nicht überschritten.

Land- und Umweltschützer fordern einen Lärm-Stopp auf Seen

Franz Weber von Helvetia Nostra und Vater der Zweitwohnungs-Initiative will sich gegen den Jetboot-Betrieb wehren. Für ihn hat dies nichts mit innovativem Tourismus zu tun. Es sei vielmehr eine Katastrophe für Uferschutz und die Wasserfauna. Auch die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) hat bereits eine Beschwerde beim Kanton Bern eingereicht. Ihr Ziel: Es brauche zumindest eine Spezialbewilligung.

Eine Spezialbewilligung für solch touristische Rundfahrten fordert auch Regula Rytz, Co-Präsidentin der Grünen. Sie hat bereits im März in einer Fragestunde beim Bundesrat interveniert. Sollte die Stiftung Landschaftsschutz abblitzen, will sie mit den Interessengruppen in der kommenden Sondersession einen Vorstoss machen.

Rytz fordert: «Wir wollen verbindliche Regeln für alle Seen, mit einer Einschränkung von Motorbooten, Geschwindigkeit und dem damit verbundenen Lärm.»

Jetboote auch auf anderen Schweizer Seen

Boote mit Wasserstrahlantrieb gibt’s nicht nur auf dem Brienzersee. «Auf dem Zürichsee fahren bereits Jetboote, allerdings nur für den Privatgebrauch und nicht zur kommerziellen Nutzung», bestätigt Dominique Turnherr von der Schifffahrtskontrolle des Kantons Zürich. Gesuche für weitere Jetboote im Kanton Zürich seien seines Wissens nicht hängig.

Auch für den Vierwaldstättersee und den Bodensee liegen zur Zeit keine Gesuche für Jetboote vor, bestätigen die kantonalen Schifffahrtsämter. Das Schifffahrtsamt des Kanton Thurgaus wird wohl nie vor diese Entscheidung gestellt, denn auf dem Bodensee sind maximal 40 km/h erlaubt.

Für Simon Hirter von Jetboat Interlaken GmbH ist klar: «Wir denken nicht an Expansion. Interlaken ist mit seinen Sommertouristen einzigartig. Ausserdem wäre der Widerstand auf anderen Seen, die befahrener sind, noch viel grösser.»

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