Als sich das Internet Anfang der Nullerjahre zu wandeln begann und seine Nutzer plötzlich nicht mehr nur konsumieren, sondern auch selbst Inhalte erstellen konnten, machte das leicht dämliche Schlagwort vom «Web 2.0» die Runde. Dieses «2.0» wurde fortan allem angeheftet, das irgendwie neu schien. Auch Youporn, das als «Porn 2.0»-Seite gilt: Eine Plattform, deren Besucher nicht nur kurze Pornofilme sehen, sondern auch selbst Material hochladen können – sei es selbst gedrehtes oder von anderen Quellen kopiertes.
Ein Porno-Imperium mit Milliarden Besuchern
Als Youporn am 26. August 2006 aufgeschaltet wurde, war es nicht die erste Seite dieser Art. Die Plattform Pornotube war bereits ein paar Wochen zuvor gestartet. Doch Youporn wurde rasch zur bekanntesten Porn-2.0-Seite. Und zu einer der beliebtesten Internetseiten überhaupt: Schon zwei Jahre nach der Lancierung lag sie laut dem Informationsdienst Alexa weltweit auf dem 40. Rang.
Auch heute noch gehört die Seite zu den 200 beliebtesten der Welt. Doch in den letzten Jahren wurde sie von Konkurrenten wie Pornhub oder Redtube überholt. Den Betreibern kann das egal sein: Youporn, Pornhub, Redtube und mehr als ein Dutzend andere, ähnlich ausgerichtete Plattformen gehören alle derselben Firma: Mindgeek. Zusammengerechnet können es die Besucherzahlen dieser Seiten fast mit Internetgiganten wie Google oder Facebook aufnehmen. Alleine die Seite Pornhub verzeichnet jeden Monat mehr als eine halbe Milliarde Besucher.
Mindgeek ist unübersichtlich und verschachtelt aufgebaut. Der Hauptsitz liegt in Luxemburg; in Dublin, Hamburg, London, Los Angeles, Miami, Montreal und Nikosia gibt es weitere Niederlassungen. Lange Zeit stand der Deutsche Fabian Thylmann hinter diesem Porno-Imperium (siehe Kasten rechts). 2013 verkaufte er seine Anteile an Mindgeek (damals noch Manwin) an zwei Manager aus dem eigenen Haus. Thylmann soll für den Verkauf gut 100 Millionen Euro eingesteckt haben.
Ein rotes Tuch für die Porno-Branche
Für klassische Porno-Produzenten war Mindgeek lange Zeit ein rotes Tuch. Die wichtigsten Vertreter der Branche hatten Digitalisierung und Internet verschlafen und waren erst spät ins Online-Geschäft eingestiegen. Dort betrieben sie vor allem Webseiten mit kostenpflichtigem Zugang: Wer ihre Sex-Videos sehen wollte, der oder die musste zahlen.
Youporn stellte dieses Modell auf den Kopf. Über Nacht waren plötzlich tausende von Porno-Clips aller Art gratis verfügbar. Doch in vielen Fällen handelte es sich dabei um urheberrechtlich geschütztes Material, das Nutzer widerrechtlich hochgeladen hatten. Vertreter der Pornoindustrie beklagten, dass rund 70 Prozent der Inhalte auf Youporn Raubkopien seien. Die Industrie verliere deswegen Millionen, während die Porn-2.0-Seiten dank Werbung viel Geld verdienten.
Umsatz mit Partner-Programmen
Doch das Verhältnis hat sich mittlerweile entspannt. Mit dem Kauf von Studios wie Brazzers oder Digital Playground ist Mindgeek selbst Produzent pornographischer Inhalte geworden. Dazu kommen Partnerschaften wie etwa mit dem Magazin Playboy, dessen Onlinepräsenz die Firma betreut. Und im Verbund mit anderen Studios investiert Mindgeek heute selbst grosse Summen, um gegen raubkopierte Inhalte im Internet vorzugehen.
Das Geburtstagskind Youporn arbeitet heute auch aktiv mit Porno-Produzenten zusammen. Die Plattform betreibt ein sogenanntes Content-Partner-Programm, bei dem grosse Namen der Branche wie etwa Vivid Entertainment mitmachen. Drittfirmen können bei Youporn eigenes Material hochladen, das zusammen mit Werbung angezeigt wird – mit dem Ziel, die Besucher zu den kostenpflichten Online-Angeboten der Studios zu führen. Youporn wiederum ist an einem Teil der Einnahmen beteiligt. Für eine ausschweifende Geburtstagsparty zum 10-jährigen sollte also genügend Geld zur Verfügung stehen.