Überschwemmte Häuser, Bäche, die sich in reissende Flüsse verwandeln und Menschen, die von den plötzlichen Wassermassen überrascht werden: Bislang sind fünf Personen beim Unwetter in Niederbayern ums Leben gekommen – weitere Personen werden vermisst. Und: Ein Ende der Regenfälle ist noch nicht in Sicht.
SRF News: Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Unwettern gestern und am Wochenende?
Ivo Sonderegger: Einen direkten Zusammenhang gibt es nicht. Es ist aber grundsätzlich immer noch das Tief «Elvira». Dieses war bereits für die Überschwemmungen am Wochenende verantwortlich.
Konnte man dieses Unwetter nicht genauer vorhersagen?
Das ist schwierig. Es war eine besondere Situation: Es hat im Rottal auf kleinem Raum sehr viel geregnet – und das über den ganzen Tag hinweg. Insgesamt sind in der Region bis zu 170 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Alleine in Simbach im Rottal gab es innerhalb von zwei Stunden 58 Liter pro Quadratmeter Regen. Die Wolken haben sich quasi immer am gleichen Ort ausgeregnet. Das hat dann zur Folge, dass kleine Flüsse innerhalb von kürzester Zeit sehr stark anschwellen. Ein vergleichbarer Fall ereignete sich im Jahr 2014 in der Schweiz in Schangnau im Emmental. Auch dort ist sehr viel Regen über längere Zeit auf kleinem Raum niedergegangen. Und ebenso kam es in der Folge zu Überschwemmungen.
Kann man vor solchen Unwettern warnen?
Eine vernünftige Warnung abzugeben, ist schwierig. Da der starke Regen sehr örtlich auftritt, ist es beinahe unmöglich vorauszusagen, wo es genau zu Überschwemmungen kommen wird. Die Messgeräte registrieren zwar, wenn es sehr stark regnet und wir sehen das auch. Aber in diesem Moment wird die Zeit bereits knapp. Die Vorlaufzeit, um entsprechende Massnahmen zu treffen, ist zu kurz. So war es auch im Emmental. Und eine ganze Region zu warnen, ist in einem solchen Fall aus genannten Gründen nicht sinnvoll.
Ist eine Situation, wie im niederbayrischen Rottal aussergewöhnlich?
Die lokalen Regenmengen waren aussergewöhnlich. Es gehört aber in den Sommer, dass es lokal zu Starkregen kommt. Dies hätte auch in der Schweiz passieren können. Unser Glück war, dass diese Regenmengen östlich unserer Landesgrenzen niedergegangen sind.
Ist eine Entspannung in Sicht?
Gemäss deutschen Meteorologen ist in der betroffenen Region sowie in weiteren Regionen in Südbayern erneut mit starken Regenfällen zu rechnen. Innerhalb von sechs bis zwölf Stunden könnten wieder bis zu 40 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen. Dies meldet der Deutsche Wetterdienst in München. Auch für andere Regionen in Deutschland ist mit weiteren Unwettern zu rechnen.
In der Schweiz ist es heute wechselnd bewölkt. Auch wenn es gebietsweise sonnige Abschnitte hat, gibt es auch Platzregen. Dabei kann es auch kurz gewittern.
Und wann kommt der Sommer?
Grundsätzlich haben wir seit gestern meteorologischen Sommer. Temperaturen über 25 Grad stehen höchstwahrscheinlich nächste Woche wieder an.
Das Gespräch führte Richard Müller.