Hollywood atmet vegan. Dutzende Stars haben tierischen Lebensmitteln abgeschworen – doch damit nicht genug: Schauspielerin Alicia Silverstone schreibt mehrere Bücher zum Thema und gewährt auch Söhnchen Bear Blu keine Kuhmilch-Schoppen. Moderatorin und Veganerin Ellen DeGeneres wirbt für «Meatless Mondays». Und Aktrice Natalie Portman verkauft vegane Schuhe.
Wachstum im zweistelligen Bereich
Längst hat der Trend auch in der Schweiz Fuss gefasst. Migros und Coop freuen sich über florierende Absätze bei den als vegan deklarierten Produkten. Bei vielen liegen die Wachstumsraten gegenüber dem Vorjahr im zweistelligen Prozentbereich.
«Immer mehr Produkte, die früher vegetarisch waren, bieten wir heute in veganer Qualität an», sagt Monika Weibel von der Migros. «Darüber hinaus prüfen wir bei Neuheiten, ob diese in veganer Qualität hergestellt werden können.»
Coop lancierte im August 2013 unter dem Namen «Karma» eine vegetarisch/vegane Produktelinie. Aufgrund des Erfolgs sind weitere Produkte in der Pipeline.
Veganes Smoothie, veganes Glacé
Auch in Schweizer Küchen haben Pflanzen Hochkonjunktur. «In den letzten zwei Jahren kamen zahlreiche neue vegane Kochbücher auf den Markt», sagt Alfredo Schilirò von der Orell Füssli Thalia AG. Und diese werden immer spezifischer. So gibt es ein Buch zu veganen Smoothies, ein anderes zu veganen Glacés.
Der Vegan-Boom ist vor allem ‹Trittbrettfahrern› zu verdanken
Die Nachfrage schürt also das Angebot in Supermarkt und Büchergeschäft. Aber es funktioniere auch in die umgekehrte Richtung, sagt Mirjam Hauser vom Gottlieb Duttweiler Institut (GDI). Als Beispiel nennt die Forscherin kreative pflanzliche Mittagsmenus, die auch Nicht-Veganer anlocken. Heute will man sich nebenbei verpflegen – aber gesund und gut. Hier passt vegan. «Man muss nicht mehr das ganze Leben umstellen, um sich pflanzlich zu ernähren, sondern kann im Kleinen damit anfangen – was immer mehr Menschen auch tun.»
Der Vegan-Boom sei vor allem solchen «Trittbrettfahrern» zu verdanken, glaubt Hauser: «Der Trend zum Veganen geht weit über die Veganer und Vegetarier hinaus, die eher einer kleinen Gruppe angehören.» Dazu beigetragen habe auch der Image-Wandel weg vom Körnlipicker und der Askese hin zur Lust und Lebensfreude – und zur Nachhaltigkeit. Gerade Letzteres sei für viele Menschen wichtig, sagt Hauser.
Wer vegan lebt, schockiert zumindest die Eltern
«Vegane Ernährung ist ein sehr einfacher Entscheid, um sich und der Umwelt etwas Gutes zu tun.» Sie sei ein Lifestyle, mit dem man ein Statement abgebe – ein Statussymbol. Wer heute zum Vegetarier mutiere, überrasche niemanden mehr. «Doch wer vegan lebt, schockiert zumindest noch die Eltern.»