Als erster US-Präsident seit Jahrzehnten steigt Barack Obama während der UNO-Woche nicht mehr im Waldorf Astoria ab. Grund: Das berühmte Hotel gehört jetzt Chinesen. Und die Amerikaner sorgen sich vor Lauschangriffen.
Das 1931 eröffnete Waldorf Astoria, ein ganzer Block an der Park Avenue, war für US-Präsidenten so etwas wie ihre halboffizielle Niederlassung in Manhattan. Während der UNO-Woche belegte das Weisse Haus dort ganze Etagen. Der Empfang, den der US-Präsident im Waldorf Astoria jeweils für die Staats- und Regierungschefs der Welt auszurichten pflegte, hatte Tradition. Im 42. Stock war jahrzehntelang die Residenz des amerikanischen UNO-Botschafters.
Waldorf-Besitzer mit chinesischer Staatsführung verbandelt
Im vergangenen Oktober verkaufte dann jedoch die Hilton-Kette ihr Flaggschiff für umgerechnet fast 2 Milliarden Franken an den chinesischen Versicherungskonzern Anbang. Die Gruppe hat enge Beziehungen zur kommunistischen Führung. Der Konzernchef ist mit einer Enkelin des ehemaligen Staats- und Parteichefs Deng Xiaoping verheiratet.
Dies hat nun zur Folge, dass Barack Obamas Sprecher Josh Earnest verkündete, der Präsident werde während seiner UNO-Woche Ende September nicht mehr im Waldorf Astoria absteigen. «Es gibt eine Reihe von Erwägungen, die die Entscheidung beeinflussen, wo sich der Präsident aufhält, wenn er nicht im Weissen Haus ist», sagte Earnest in diplomatischer Zurückhaltung. «Das schliesst alles Mögliche ein, vom verfügbarem Platz über die Kosten bis hin zur Sicherheit.»
Jetzt wohnt Obama bei den Südkoreanern
Hinter den Kulissen lassen die Amerikaner jedoch keinen Zweifel daran, dass die Furcht vor chinesischer Spionage, nach einer Reihe von Cyber-Angriffen auf US-Stellen, der eigentliche Punkt ist. Barack Obama wird kommende Woche deshalb im nicht minder luxuriösen, aber weniger legendären New York Palace logieren. Dieses ist in südkoreanischer Hand.
Obamas Platz im Waldorf Astoria wird nach einem Bericht der Times of India nun Indiens statusbewusster Ministerpräsident Narendra Modi einnehmen. Und auch Russlands Präsident Wladimir Putin sowie die chinesische Delegation wird im Traditionshaus absteigen.