Die Klimaforschung kann immer besser berechnen, dass extreme Wetterereignisse wegen der Klimaveränderung immer häufiger werden. Vor Kurzem hat Reto Knutti, Klimaforscher an der ETH Zürich, in einer Publikation aufgezeigt, wie die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung für viel mehr Hitzetage sorgt.
«Schon bei der heutigen Erwärmung von einem Grad sind mindestens die Hälfte, vielleicht drei Viertel der heissesten Tage durch den Menschen verursacht», sagt Knutti. Sollten wir uns in eine Erwärmung von zwei Grad hineinbewegen, wären wir bei fast 100 Prozent der heissesten Tagen, die eine Folge des weltweiten Klimawandels weltweit seien.
Klimawandel und einzelne Wetterereignisse
Und damit zu dem, was die Klimaforschung nicht kann – und auch nie können wird. Nämlich die Klimaveränderung für einzelne Wetterereignisse verantwortlich machen, zum Beispiel für die gegenwärtige Dürre in Kalifornien. «Auch in Zukunft wird die Forschung ein Einzelereignis nie dem Klimawandel zuordnen können. Jedes Ereignis könnte im Prinzip unter einem natürlich Klima ohne den Menschen passieren», sagt Knutti.
Der heutige Klimaforscher ist damit vergleichbar mit einem Arzt. Dieser weiss, dass zu wenig Bewegung das Herzinfarktrisiko erhöht. Wenn aber tatsächlich ein Patient einen Herzinfarkt erleidet, lässt sich nicht beweisen, dass zu wenig Sport alleine für diesen speziellen Fall verantwortlich ist.
Wie in der Medizin könne nie einen Einzelfall klar einem Faktor zugeordnet werden, sagt Knutti. Aber: «Man kann sagen, dass die Risikofaktoren einen Beitrag dazu geliefert haben.»
Temperaturszenario in Relevantes umsetzen
Und darin sieht der Klimaforscher eine Hauptaufgabe seines Gebietes: Aufzeigen, wie stark Klimaveränderung extreme Wettereignisse häufiger und schlimmer macht. Es sei nicht mehr damit getan, einfach vorzurechnen, um wie viele Grad sich das Klima erwärmen wird. «Wir sind insbesondere von diesen extremen Wetterereignissen betroffen. Das sind die Ereignisse, die grosse Kosten verursachen und wo Menschen ums Leben kommen. Darum ist es wichtig, das Temperaturszenario in etwas umzusetzen, das relevant ist für die Bevölkerung – wie die extremen Wetterereignisse.»