Eine libanesisch-stämmige Australierin, die nicht mehr länger in ihren Alltagskleidern schwimmen gehen wollte, hat den Ganzkörper-Schwimmanzug für Frauen im Jahr 2000 erfunden. Sie wollte gläubige Muslimin sein und gleichzeitig ein aktives Leben führen.
An vielen Stränden etabliert
An den Stränden Australiens, Ägyptens und in der Türkei hat sich das Kleidungsstück seither etabliert. In Europa dagegen tut man sich eher schwer damit, und immer wieder wird über ein Verbot diskutiert – auch in der Schweiz.
Die Ablehnung mag teilweise auch am Wort «Burkini» liegen, vermutet der deutsche Kulturwissenschaftler Özkan Ezkli von der Universität Konstanz: «Er wird zu schnell mit der Burka assoziiert.»
Denn die Burka, der schwarze Ganzkörperschleier, der auch das Gesicht verdeckt, ist für viele im Westen das Symbol für die Unterdrückung der Frauen im Islam. Die Rolle des Burkini sei eine andere: «Er ist nicht einfach ein religiöses Symbol», sagt Ezkli. Der Burkini werde nur beim Baden und damit nur an einem bestimmten Ort getragen «und ist immer mit Praxis gekoppelt».
Gemeinsam schwimmen
Wer einen Burkini trägt, möchte im Einklang mit den eigenen religiösen Überzeugungen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Der Burkini trenne also nicht, sondern verbinde, so die Einschätzung Ezklis.
Der Kulturwissenschaftler erstellte 2014 zu diesem Thema für Konstanz ein Gutachten. Die deutsche Stadt stand vor der Frage, ob Burkinis in öffentlichen Schwimmbädern verboten werden sollen. Ezkli kam nach Gesprächen mit vielen Beteiligten zur Empfehlung, dass Konstanz Burkinis erlauben soll, so lange das gemeinsame Schwimmen im Vordergrund steht.
Forderungen nach geschlechtergetrennten Schwimmbädern lehnt der Kulturwissenschaftler dagegen klar ab. Durch solche kulturellen Spezialisierungen, also etwa getrennte Bäder für Muslime und solche für Nicht-Muslime, würde die Trennung zementiert, die unterschiedlichen Kulturen würden sich gegenseitig gar nicht mehr wahrnehmen
Symbol der Unterdrückung?
Nicht nur in Konstanz, auch anderswo in Europa steht man vor der Frage, ob Burkinis in Schwimmbädern zugelassen werden oder nicht. Gegner führen hygienische Bedenken ins Feld und es gibt Vorbehalte, weil Religionszugehörigkeit offen zur Schau gestellt wird. Zudem wird kritisiert, der Burkini sei, wie die Burka, ein Symbol für die Unterdrückung der Frau.
Gleichzeitig steigen mehr und mehr etablierte Mode-Unternehmen ins Geschäft mit muslimischer Mode ein, denn die Nachfrage ist markant gestiegen. Sagt das auch tatsächlich etwas über die Akzeptanz von Burkinis oder Kopftüchern aus? Es zeigt wohl einfach, dass immer mehr Musliminnen in Europa selbstbewusst ihre Religion leben und zugleich Teil der Gesellschaft sein wollen.