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Verhüten ohne Hormone – Junge Frauen setzen auf Tracker und Apps
Aus Puls vom 16.12.2019.
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Pille ade Wie sicher ist die Verhütung mit Smartphone und Thermometer?

Viele Frauen haben keine Lust mehr auf die Pille. Doch Verhüten ohne Hormone birgt auch Schwierigkeiten.

Viele junge Frauen sind es satt, täglich eine Pille zu schlucken. Stattdessen vertrauen Millenials, also Frauen zwischen 20 und 35, lieber Zyklustrackern und Smartphone-Apps.

Für die Alternative ohne Hormone hat sich auch Lara Zaugg entschieden. Sie misst jeden Morgen ihre Körpertemperatur mit einem Verhütungs-Computer. Dieser speichert die Daten und zeigt die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage an. So weiss sie, an welchen Tagen es zusätzlichen Schutz braucht.

Lara Zaugg ist eine der erfolgreichsten Foodbloggerinnen der Schweiz. Vor bald drei Jahren hat sie angefangen, auch ihre Probleme mit der Pille und ihre Erfahrungen mit der natürlichen Verhütung mit ihren 127'000 Followern zu teilen. Das Interesse an den Posts ist riesig. Auch bei sehr jungen Frauen im Teenager-Alter.

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Bloggerin Lara Zaugg: «Den Zyklus so nehmen wie er ist.»
Aus Puls vom 16.12.2019.
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Nicht sicher genug

Gynäkologin Barbara Bass fällt auf, dass gerade sehr junge Frauen eine falsche Vorstellung davon haben, wie sicher die natürliche Verhütung für sie ist. «Rein natürliche Verhütung, also nur Zyklusbeobachtung und Temperaturmessung, ist für Frauen unter 20 leider nicht sicher genug», sagt Barbara Bass.

Denn junge Frauen haben häufig keinen regelmässigen Zyklus, sind sehr fruchtbar, haben vielleicht Stress und schlafen unregelmässig. All diese Faktoren beeinflussen den Zyklus und können den Eisprung verschieben.

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Gynäkologin Barbara Bass: «Natürliche Verhütung ist für Frauen unter 20 leider nicht sicher genug.»
Aus Puls vom 16.12.2019.
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Mehr fruchtbare Tage als angenommen

Ein weiteres Problem: Eine Umfrage der amerikanischen Universität Yale hat ergeben, dass 40 Prozent der Frauen ihren Zyklus zu wenig kennen.

Einmal im Monat, etwa in der Mitte des Zyklus, findet der Eisprung statt. Je nach Zyklusdauer zum Beispiel am 14. Tag nach der Menstruation. Nach dem Eisprung kann die Eizelle nur innerhalb von 24 Stunden befruchtet werden. Doch weil die Spermien im Körper der Frau bis zu sechs Tage überleben können, erweitert sich die fruchtbare Phase auf bis zu sieben Tage. So ist zu erklären, warum Frauen schwanger werden, obwohl sie nicht während des Eisprungs Geschlechtsverkehr hatten, sondern einige Tage davor.

Hinzu kommt: Den Eisprung kann man nur im Nachhinein bestimmen. Er ist immer 14 Tage vor der folgenden Mens.

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So funktioniert der weibliche Zyklus.
Aus Puls vom 16.12.2019.
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«Die Methode ist nicht ganz zuverlässig. Es darf keine Katastrophe sein, wenn man schwanger wird», sagt Gabriele Merki-Feld, Abteilungsleiterin für Empfängnisverhütung und Jugendgynäkologie am Unispital Zürich.

Schwanger werden möchte Bloggerin Lara Zaugg momentan nicht – es wäre aber auch keine Katastrophe: «Ich bin sicher in einem Alter, in welchem es nicht so schlimm wäre, wie für ein 16-jähriges Mädchen.»

App-basierte Verhütungsmethoden

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Im App-Store finden sich gleich mehrere hundert Apps zu Fruchtbarkeit, Menstruationszyklen und natürlicher Verhütung.

Schematisch sind sie alle etwa gleich aufgebaut. Sie sind prinzipiell ein Kalender. Man trägt dort seine Menstruationstage ein und die App berechnet den Eisprung, die fruchtaren Tage und die sogenannten sicheren Tage.

Gynäkologin Gabrielle Merki beäugt diese Apps mit kritischem Auge: «Das ist ja keine Verhütungsmethode, das ist eigentlich ein Menstruationskalender. Und dafür braucht man eigentlich nicht mal eine App.»

Denn auch mit den Apps gilt: Sicher sind sie nicht, da man den Eisprung nur im Nachhinein gesichert festtellen kann, indem man ab Beginn der Blutung 14 Tage zurückrechnet.

«Meistens läuft es auf die Pille hinaus»

Mädchen und junge Frauen können sich in der Mädchensprechstunde am Stadtspital Triemli in Zürich informieren, beraten und untersuchen lassen –auch ohne Wissen der Eltern. Sie können so herausfinden, welche Verhütung zu ihnen passt.

Gemäss Natalia Conde, Frauenärztin im Stadtspital Waid und Triemli, kommen junge Frauen mit der Frage, wie sie verhüten sollen. «Wir zeigen auf, was es alles gibt und es läuft meistens auf eine Pille hinaus», sagt Natalia Conde. Denn mit der hormonellen Verhütung kann man auch Blutungsstörungen, unreine Haut und Regelschmerzen mildern.

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Frauenärztin Natalia Conde: «Es läuft meistens auf eine Pille hinaus.»
Aus Puls vom 16.12.2019.
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Disziplin und Genauigkeit sind wichtig

Natürliche Verhütung mit einem digitalen Helfer erfordert Disziplin und Genauigkeit.

Gemäss Gabriele Merki-Feld hören die ersten 54 Prozent der Frauen im ersten Jahr wieder damit auf und entscheiden sich dann doch für eine andere Methode. «Es bedarf schon eines Aufwandes», sagt Gabriele Merki-Feld, «und auch des entsprechenden Lebensstils.»

Rechtliche Lage

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Zyklus-Apps und Verhütungs-Computer gelten in der Schweiz generell als Medizinprodukte. Sie werden nicht wie etwa Medikamente vor dem Markteintritt von den Behörden überprüft. Der Hersteller ist selbst für die Qualität verantwortlich.

Erst wenn ein Problem eintritt, werden die Behörden durch Hinweise von Anwendern oder Fachpersonen eingeschaltet. Die Konsequenzen für die Hersteller: Nachbesserungen, Bedienungsanleitungen überarbeiten, Rückruf des Produkts oder gar ein Gerichtsverfahren.

Zu laufenden Verfahren gibt Swissmedic keine Auskunft. Allerdings hat Swissmedic bereits Verfahren mit sogenannten Zyklus-Apps durchgeführt.

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