Viele junge Frauen sind es satt, täglich eine Pille zu schlucken. Stattdessen vertrauen Millenials, also Frauen zwischen 20 und 35, lieber Zyklustrackern und Smartphone-Apps.
Für die Alternative ohne Hormone hat sich auch Lara Zaugg entschieden. Sie misst jeden Morgen ihre Körpertemperatur mit einem Verhütungs-Computer. Dieser speichert die Daten und zeigt die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage an. So weiss sie, an welchen Tagen es zusätzlichen Schutz braucht.
Lara Zaugg ist eine der erfolgreichsten Foodbloggerinnen der Schweiz. Vor bald drei Jahren hat sie angefangen, auch ihre Probleme mit der Pille und ihre Erfahrungen mit der natürlichen Verhütung mit ihren 127'000 Followern zu teilen. Das Interesse an den Posts ist riesig. Auch bei sehr jungen Frauen im Teenager-Alter.
Nicht sicher genug
Gynäkologin Barbara Bass fällt auf, dass gerade sehr junge Frauen eine falsche Vorstellung davon haben, wie sicher die natürliche Verhütung für sie ist. «Rein natürliche Verhütung, also nur Zyklusbeobachtung und Temperaturmessung, ist für Frauen unter 20 leider nicht sicher genug», sagt Barbara Bass.
Denn junge Frauen haben häufig keinen regelmässigen Zyklus, sind sehr fruchtbar, haben vielleicht Stress und schlafen unregelmässig. All diese Faktoren beeinflussen den Zyklus und können den Eisprung verschieben.
Mehr fruchtbare Tage als angenommen
Ein weiteres Problem: Eine Umfrage der amerikanischen Universität Yale hat ergeben, dass 40 Prozent der Frauen ihren Zyklus zu wenig kennen.
Einmal im Monat, etwa in der Mitte des Zyklus, findet der Eisprung statt. Je nach Zyklusdauer zum Beispiel am 14. Tag nach der Menstruation. Nach dem Eisprung kann die Eizelle nur innerhalb von 24 Stunden befruchtet werden. Doch weil die Spermien im Körper der Frau bis zu sechs Tage überleben können, erweitert sich die fruchtbare Phase auf bis zu sieben Tage. So ist zu erklären, warum Frauen schwanger werden, obwohl sie nicht während des Eisprungs Geschlechtsverkehr hatten, sondern einige Tage davor.
Hinzu kommt: Den Eisprung kann man nur im Nachhinein bestimmen. Er ist immer 14 Tage vor der folgenden Mens.
«Die Methode ist nicht ganz zuverlässig. Es darf keine Katastrophe sein, wenn man schwanger wird», sagt Gabriele Merki-Feld, Abteilungsleiterin für Empfängnisverhütung und Jugendgynäkologie am Unispital Zürich.
Schwanger werden möchte Bloggerin Lara Zaugg momentan nicht – es wäre aber auch keine Katastrophe: «Ich bin sicher in einem Alter, in welchem es nicht so schlimm wäre, wie für ein 16-jähriges Mädchen.»
«Meistens läuft es auf die Pille hinaus»
Mädchen und junge Frauen können sich in der Mädchensprechstunde am Stadtspital Triemli in Zürich informieren, beraten und untersuchen lassen –auch ohne Wissen der Eltern. Sie können so herausfinden, welche Verhütung zu ihnen passt.
Gemäss Natalia Conde, Frauenärztin im Stadtspital Waid und Triemli, kommen junge Frauen mit der Frage, wie sie verhüten sollen. «Wir zeigen auf, was es alles gibt und es läuft meistens auf eine Pille hinaus», sagt Natalia Conde. Denn mit der hormonellen Verhütung kann man auch Blutungsstörungen, unreine Haut und Regelschmerzen mildern.
Disziplin und Genauigkeit sind wichtig
Natürliche Verhütung mit einem digitalen Helfer erfordert Disziplin und Genauigkeit.
Gemäss Gabriele Merki-Feld hören die ersten 54 Prozent der Frauen im ersten Jahr wieder damit auf und entscheiden sich dann doch für eine andere Methode. «Es bedarf schon eines Aufwandes», sagt Gabriele Merki-Feld, «und auch des entsprechenden Lebensstils.»