Die Olympischen Spiele, der nächste Weltmeistertitel oder eine neue Bestzeit – Spitzensportlerinnen und Spitzensportler haben während ihrer Karriere stets ein klares Ziel vor Augen. Doch was kommt danach? Wie viel sind die hunderten Trainingsstunden in der Arbeitswelt wert?
Um Antworten auf diese Fragen zu ermöglichen, wurde das Athletes Network gegründet. Der ehemalige Nati-Fussballer Beni Huggel, Eishockeyprofi Severin Blindenbacher, Ski-Ass Niels Hintermann und HR-Experte Dave Heiniger wollen einerseits auf die Problematik aufmerksam machen und andererseits ein Netzwerk zwischen früheren Athletinnen und Athleten und Unternehmen aufbauen.
Pubertät gleich nochmal
Beim ersten Athletes Day, der Tagung des Netzwerks, ist auch Ariella Kaeslin dabei. Die ehemalige Kunstturnerin sah sich nach dem Ende ihrer Karriere mit Fragen konfrontiert, die sich die meisten Menschen bereits während der Pubertät stellen müssen. Sie ist zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits 24 Jahre alt. «Ich habe irgendwie nicht mehr in die Gesellschaft gepasst», erinnert sich die heute 32-Jährige gegenüber SRF. «Ich habe meine ganze Identität verloren.»
Seit sie ein kleines Mädchen war, sei sie für alle die Turnerin gewesen. Nach ihrem Rücktritt habe sie komplett die Struktur in ihrem Leben verloren. «Ich war in einer Erschöpfungsdepression. Schritt für Schritt habe ich mein Leben wieder mit Dingen gefüllt, die ich gerne tue.»
«Jemand muss dir eine Chance geben»
Die Struktur musste sich Kaeslin Schritt für Schritt erarbeiten. So erging es auch Beni Huggel 2012, als er sich aus dem Spitzensport zurückzog. Er war zu diesem Zeitpunkt 35 Jahre alt. «Du bist zu alt für das, was du eigentlich kannst», sagt der ehemalige Fussballer im Interview. Um wieder Fuss zu fassen, brauche es jemanden, der einem eine Chance gibt.
Das Netzwerk, das Huggel aufgebaut hat, soll genau das bieten: Unternehmen, die bereit sind, ehemaligen Athletinnen und Athleten eine Chance zu geben. «Vielleicht auch, weil sie überzeugt sind, dass jemand aus dem Spitzensport diese Mentalität mit in die Firma tragen kann», vermutet Beni Huggel.