Das Wort des Jahres 2019 in der Deutschschweiz ist «Klimajugend». Das geben Sprachwissenschaftler der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) bekannt.
Typisches Wort für die Deutschschweiz
Die Angst um die Zukunft der Erde und der weltweite Protest der Jugend, der aus dieser Angst entstand, lösten auch in der Schweiz teils heftige Debatten aus. Die Jugendlichen hätten mit «Biss, Schlagkraft und Ausdauer» immer wieder Zehntausende zum Klimastreik auf die Strasse bringen können, so die Jury in der Mitteilung über ihren Entscheid. «Von den Jugendlichen kommt die Kraft dieser Bewegung», sagt Marlies Whitehouse von der ZHAW.
Ausserdem sei «Klimajugend» ein typisches Wort für die Deutschschweiz und in Deutschland viel weniger bekannt.
«OK Boomer» auf Platz zwei
Eher überraschend setzte die Deutschschweizer Jury «OK Boomer» auf Platz zwei. Erst vor wenigen Wochen ging der Ausdruck weltweit viral, nachdem eine neuseeländische Parlamentsabgeordnete einen älteren Zwischenrufer mit «OK Boomer» zum Schweigen gebracht hatte.
Gemeint sind die Babyboomer, also die Generation der heute 55- bis 75-Jährigen. Der Jury, so Marlies Whitehouse, gefällt «OK Boomer», weil es den uralten Generationenkonflikt kurz und trocken auf den Punkt bringt.
«Flugscham» auf Platz drei
Um die wichtigsten Themen eines Jahres etwas breiter abbilden zu können, wird jeweils ein zweiter und ein dritter Platz vergeben. In der Deutschschweiz und der Romandie wurde «Flugscham» auf Platz drei gewählt. Das Wort steht für das wachsende schlechte Gewissen beim Fliegen angesichts der fortschreitenden Klimaerwärmung.
Die «grüne Welle» in drei romanischen Sprachen
Zugleich mit dem Deutschschweizer wurde das Wort des Jahres in der Romandie, im Tessin und – erstmals im wissenschaftlichen Rahmen der ZHAW – in der rätoromanischen Schweiz bestimmt (vgl. Box). Fürs Französische wurde «vague verte» Wort des Jahres, fürs Italienische «onda verde» und in der rätoromanischen Schweiz kam «unda verda» auf Rang drei.
Der schweizweite Erfolg der grünen Parteien an den jüngsten Parlamentswahlen spiegelt sich also in den romanischen Sprachregionen stärker als in der Deutschschweiz.
Von den insgesamt zwölf gewählten Wörtern in den vier Landessprachen gehört die Hälfte direkt ins Themengebiet «Sorge um das Klima». Kein Zweifel: 2019 wird als das Jahr der Klimadebatten in die Geschichte eingehen.
«Luf» in der Rätoromania
Das Hauptwort des Jahres in der rätoromanischen Schweiz bezieht sich auf ein anderes umstrittenes Thema: «Luf», der Wolf. Gerade wurden am Beverin drei Jungwölfe «im Rahmen der Regulierung», wie es heisst, geschossen, ein vierter aus demselben Rudel starb unter einem Auto. Der Wolf, so die Begründung der rätoromanischen Jury, wurde gewählt als Symbol für die wilde Natur, die sich auf Dauer nicht regeln lässt.