Dieses Päckchen an die Redaktion des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» hat es in sich: Eine Schachtel mit Früchtetee aus der Migros, auf den Teebeuteln kriechen weisse Räupchen herum. In den Teebeuteln zeugen Fäden davon, dass sich noch mehr dieser Viecher in der Schachtel tummeln oder getummelt haben. Der Einsender ist überzeugt: Die Tiere waren schon drin, als er die Schachtel zum ersten Mal aufgemacht hat – er habe das schon mehrfach erlebt.
Räupchen kommen auch unter Schraubdeckeln durch
«Espresso» schickt Fotos der Raupen an Christian Schweizer, Insektenforscher an der eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscope. Ganz hundertprozentig kann er die Tiere anhand der Bilder nicht identifizieren, aber: «Es liegt nahe, dass es sich um die Raupen einer Motte handelt. Meistens sind es in solchen Fällen Dörrobstmotten. Diese mögen diverse Arten von Lebensmitteln von Getreide bis Schokolade – und unter anderem auch getrockneten Tee», sagt Schweizer.
Lebensmittelmotten sind denn auch überall dort zu finden, wo es ausreichend Futter für ihre Nachkommen hat. Nicht selten schwirren sie auch durch die heimische Küche. Die millimeterkleinen Räupchen kommen durch jede Ritze. «Auch durch die Windungen von Schraubverschlüssen», sagt Schweizer.
Migros: Theoretisch möglich
So dürfte es für die Tierchen auch ein Leichtes sein, durch kleine Ritzen und Löcher in einer Teepackung zu kriechen und sich am getrockneten Tee gütlich zu tun. Während der Tee-Produktion könne dies jedoch ausgeschlossen werden, sagt Migros-Sprecherin Cristina Maurer: «Dort gelten strenge Hygienevorschriften.» Sie könne es aber nicht ausschliessen, dass sich die Motten während des Transports oder der Lagerung in die Packung eingeschlichen haben.
Man erhalte grundsätzlich aber nur sehr wenige Meldungen von Schädlingen in frisch gekauften Packungen. Wem dies passiere, der könne sich am Kundendienst melden. «Dann erhält er entweder den Betrag zurück oder ein gleichwertiges Produkt», verspricht Maurer.
Ob die Schädlinge im vorliegenden Fall tatsächlich schon in der Migros in der Packung drin waren oder vielleicht doch erst beim Hörer zuhause, lässt sich im Nachhinein kaum eruieren. Es dürfte wohl auch kaum ein Migros-Problem sein, denn Lebensmittelmotten sind weit verbreitet. Fühlen sie sich an einem Ort heimisch und finden genügend Nahrung, sind sie kaum mehr wegzukriegen.
Klebefallen, Tupperware, Tiefkühltruhe
Wie bringt man Lebensmittelmotten wieder weg? Um erwachsene Tiere zu erwischen, kann man beispielsweise in der Küche eine Klebefalle aufhängen. Auch sollte man möglichst wenige Nahrungsquellen bieten, also möglichst keine Lebensmittelpackungen offen oder schlecht verschlossen herumstehen lassen. Am besten verstaut man angebrochene Packungen in einem gut verschliessbaren Tupperware.
Sind da allerdings schon Raupen oder Eier drin, nützt das natürlich auch nichts. In einem solchen Fall rät Insektenforscher Christian Schweizer: «Legen Sie die Lebensmittel ein paar Tage lang in die Tiefkühltruhe. So können die Eier oder Jungtiere, die man von blossem Auge nicht sieht, eliminiert werden.»