- Der Rothirsch wurde im 19. Jahrhundert in der Schweiz fast ausgerottet.
- Nach den Bergkantonen erobert das scheue Wildtier nun auch wieder das Mittelland.
- Seit einigen Jahren gibt es auch eine kleine Population vor den Toren Zürichs auf der Albiskette.
- Das SRF hat nun mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW Wädenswil und der lokalen Jägerschaft zusammengespannt, um erstmals Filmaufnahmen dieser Hirsche zu realisieren.
Die Fachleute und Jäger haben die Rothirsch-Population auf der Albiskette schon länger im Visier. Seit rund zehn Jahren konnten die scheuen Tiere beobachtet und vereinzelt auch fotografiert werden. Filmaufnahmen gab es bislang nicht.
Für die Schwerpunktwoche «Kampfzone Naherholungsgebiet» von «Schweiz aktuell» entstanden nun diesen Sommer erste Filmaufnahmen eines Hirschstieres.
Möglich wurde dies dank einer Zusammenarbeit mit der Fachhochschule ZHAW Wädenswil. An einem geeigneten Ort wurde eine automatische Wildkamera in der Nähe des Albispasses installiert. Und prompt tappte in einer Sommernacht ein kapitaler Hirschstier in die «Video-Falle» am Rand des Sihlwaldes.
Bestätigung für die Arbeit der letzten Jahre
Für Martin Kilchenmann, Mediensprechers des Naturerlebnispark Sihlwald, eine erfreuliche Bestätigung für den Hirsch-Bestand in der Region. «Das ist natürlich genial, wenn man im Raum des Naturwald-Reservates Sihlwald diese Tiere beobachten kann».
Das sei eine Bestätigung für die Arbeit der letzten Jahre. Die Parkleitung hat ein Teil der Wege und Forststrassen im 11 Quadratkilometer grossen Schutzgebiet für Publikumsverkehr geschlossen, damit Flora und Fauna weniger gestört werden.
Tiere gezielt mit Testpersonen gestört
Wie wichtig zusammenhängende Schutzgebiete und eine Reduktion von Störungen sind, hat auch eine Forschungsarbeit der ZHAW Wädenswil gezeigt. Über mehrere Jahre wurden in und um den Sihlwald Rehe besendert und ihren Aktionsradius und ihre Aufenthaltsorte überwacht. Gezielt wurden diese Tiere auch durch Testpersonen auf Mountainbikes und zu Fuss gestört, um festzustellen, wie empfindlich die Tiere reagieren.
Gemäss Roland Graf, Leiter der Forschungsgruppe Wildtiermanagement, habe sich dabei gezeigt, dass der Aktionsradius der Tiere in Gebieten mit viel Betrieb massiv eingeschränkt wurde und die Rehe weniger aktiv waren als in Gebieten ohne viele Ausflügler.
Die Rehe in gestörten Lebensräumen mieden Wege und Strassen deutlich. Nicht nur am Tag, auch in der Nacht zeigte sich dieses Muster. Eine Auswirkung der 24-Stunden-Gesellschaft. «In vielen Wäldern ist fast rund um die Uhr Betrieb. Deshalb muss man sich auch ganz grundsätzlich überlegen, ob das Wegnetz nicht oft zu engmaschig ist und zum Wohl der Wildtiere eingeschränkt werden müsste», so Roland Graf.